Donnerstag, 23. April 2015

Nur das Genie beherrscht das Chaos

Spiel: Chaos in der alten Welt
Autor: Eric M. Lang
Verlag: Fantasy Flight Games (Heidelberger)
Jahr: 2012
Spieler: 3-4
Spieldauer: 90-120 Minuten
Merkmale: Gebietskontrolle, Völker, Mehrheiten
Mitspieler: Christopher, Gregor, Markus, Michael   


Wieder begaben wir uns in eine Fantasywelt, dieses mal allerdings ins Warhammer-Universum. Und hier ging es auch deutlich heftiger zur Sache als bei dem kooperativen Mäusekuscheln in der Woche zuvor. Knallhart konnte es nur einen Sieger geben und ein Verlierer stand von vorneherein fest, die arme Bevölkerung die von den 4 Göttern des Chaos versklavt werden sollte ...

WORUM GEHT ES?

Fangen wir mal hinten an - beim Spielende. Wie dieses eingeläutet wird, dafür gibt es 4 verschiedene Möglichkeiten:
1) Ein Spieler erreicht mindestens 50 Siegpunkte

Siegpunkte erlangen die Spieler vorwiegend durch Kontrolle und Verwüstung von Gebieten auf dem Spielplan. Jede Region hat einen Widerstandswert zwischen 1-5. Um diese Region zu kontrollieren benötigt man einen Beherrschungswert der mindestens diesem Widerstandswert entspricht. Zum Beherrschungswert zählt jede Figur die man in diesem Land stehen hat. Jeder Gott/Spieler hat 3 verschiedene Figuren: Kultisten die eigentlich keine Kampfkraft haben und lediglich dafür sorgen sollen die Gebiete mit Verderbnismarker zu überschwemmen, Krieger die sich vorwiegend darum kümmern Mitstreiter aus dem Weg zu räumen und jeweils 1 großer Dämon der quasi die rechte Hand des Gottes darstellt und entsprechend mächtig ist.


Um den Beherrschungsgrad einer Partei in einer Region festzustellen, zählt man die Anzahl der Figuren des Spielers dort (egal welcher Art) und addiert dazu den Wert der dort ausgespielten Chaoskarten (maximal zwei Karten). Chaoskarten ziehen die Spieler zu Beginn ihres Zuges und können diese genau so in einem Gebiet beschwören wie die Figuren. Beides kostet Mana und davon hat jeder Spieler je nach Volk unterschiedlich viel pro Runde (ca. 5-7). Während die Figuren zwischen 1-3 Mana kosten, gibt es bei den Chaoskarten auch Exemplare die kostenlos sind. Die Karten verändern oft die Regeln in einem Gebiet und können z.B. auch Verhindern, dass dort Angriffe ausgeführt werden oder das das Beschwören von Karten/Figuren dort für andere Spieler teurer wird.

Haben nun alle Spieler nach und nach ihr Mana ausgegeben um ihre Beschwörungen auszuführen, wird zunächst noch gekämpft. Dies passiert immer dann wenn kampffähige Figuren verschiedener Spieler in einem Land stehen. Alle Beteiligten werfen dann für jede Figur so viele Würfel (normale W6) wie dies in den Fähigkeiten der Figur angegeben ist. Jede 4,5 oder 6 gilt dabei als Treffer. Eine 6 wird sogar noch mal gewürfelt und kann wieder einen Treffer verursachen usw. Mit diesen Trefferpunkten werden dann evtl. Figuren des Gegners entfernt.


Nach den Angriffen wird nun überprüft welcher Spieler den Widerstandswert der Region erreicht hat und bekommt dann diesen Wert als Siegpunkte ausgezahlt. Eine zweite Punktequelle entsteht immer dann wenn eine Region verheert wurde. Dies ist dann der Fall wenn sich mindestens 12 Verderbnismarker angesammelt haben. Diese werden wiederum durch die Kultisten hinein gebracht. Pro Kultist in einem Land, darf der Spieler einen seiner Verderbnismarker dort ablegen. Ist der Wert von 12 erreicht, wird geschaut wer die meisten Marker gelegt hat und wer die zweitmeisten. Diese beiden Spieler erhalten dafür Siegpunkte. Und genau diese Verheerungskarten sind Auslöser für eine zweite Möglichkeit das Spiel zu beenden:

2) Wenn 5 Regionen auf dem Spielfeld verheert wurden

Dies dürfte nun selbsterklärend sein ;-)

3) Wenn das Bedrohungsrad eines Spielers auf Stufe "Sieg" steht

Bedrohungsrad? Ja, das hatte ich noch nicht erwähnt. Jeder Gott hat sein eigenes Bedrohungsrad auf dem Spielfeld. Diese Räder werden immer dann am Rundenende gedreht wenn man bestimmte Bedingungen erfüllt hat. Diese sind für jeden Gott unterschiedlich. So darf z.B. der Gott Khorne (rot) immer dann einen Drehmarker auf sein Rad legen, wenn er im Spiel in einer Region eine gegnerische Figur eliminiert.


So hat jeder Gott seine eigenen Ziele und versucht möglichst viele Marker auf die Räder zu bekommen. Am Ende der Runde darf jeder, der mindestens 1 Marker dort liegen hat, sein Rad eine Stufe weiter drehen. Dabei erhält man immer eine Belohnung (Chaoskarten ziehen, Siegpunkte erhalten oder seine Einheiten verbessern mit Sonderfähigkeiten). Derjenige der die meisten Drehmarker in der Runde sammeln konnte, darf noch ein zweites mal am Rad drehen. Und irgendwann kommt dann dort die Belohnung "Spielsieg".

4) Der Alte-Welt-Kartenstapel ist aufgebraucht

Damit das Spiel auf jeden Fall ein Ende hat, werden vor Spielbeginn 7 Alte-Welt-Karten gezogen und als Rundenzähler verwendet. Zu Beginn jeder Runde wird eine solche Karte aufgedeckt und bringt entweder neue Marker ins Spiel oder modifiziert die Regeln in bestimmten Regionen o.ä. Somit ist das Spiel nach spätestens 7 Runden also auf jeden Fall zu Ende.

Ist das Spielende durch eine dieser vier Arten ausgelöst worden, gewinnt dann der Spieler dem es gelungen ist mit seinem Rad das Ende zu erreichen. Sollte das niemand geschafft haben gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten.

VERLAUF UNSERER PARTIE

Christopher spielte Nurgle (grün), Gregor Tzeentch (blau), Markus Slaanesh (lila) und ich Khorne (rot). Durch die Eigenschaften der Rassen war schon einigermaßen vorbestimmt was jeder zu tun hat.

So setzte sich Christopher mit seinen grünen Pest-Truppen auch recht schnell in den bevölkerungsreichen Regionen auf der Mitte der Karte fest (er erhält immer einen Drehungsmarker aufs Rad wenn er 2 Verderbnismarker in bevölkerungsreichen Regionen setzen kann).

Gregor und seine blauen Manipulationskünstler hielten sich vor allem in Gebieten mit Warp-Steinen und anderen magischen Symbolen auf (er erhält Drehmarker wenn er 2 Verderbnismarker in Regionen setzt in denen sich diese magischen Gegenstände befinden).

Markus hatte es vor allem auf die Adligen der Bevölkerung abgesehen. Man kann es sich schon denken, er bekommt Drehmarker für je 2 Verderbnismarker in Regionen mit Adligen.

Und ich hatte mit Khorne eigentlich mehr die Aufgabe möglichst viele Figuren in unterschiedlichen Regionen zu eliminieren. Ich war also quasi im Blutrausch.

Nur dumm, dass ich das zunächst nicht gecheckt habe und immer wieder versuchte auch bei den Punktwertungen dabei zu sein. Doch recht schnell wurde klar, dass mein Sieg nur über das Drehen meines Rades möglich sein würde. Christophs Pest setzte sich schnell und dauerhaft in den mittleren Regionen fest und kassierte dafür immer wieder wertvolle Siegpunkte. Gregor und Markus kümmerten sich eher um die anderen Gebiete und versuchten hier zu punkten.

Nach ca. 1/3 des Spiels schwenkte ich um und konzentrierte mich nur noch auf Angriffe. Nachdem auch meine Kultisten durch ein Upgrade kämpfen konnten, versuchte ich mich möglichst großflächig zu verteilen und überall Streit anzuzetteln. Doch Markus konnte diese Kämpfe durch seine Chaoskarten oft verhindern und Gregor's Karten machten mir das Einsetzen der Figuren sehr teuer. Auch die Tatsache, dass ich immer zuerst an der Reihe war, ließ den anderen Spielern die Möglichkeit auf meine Züge zu reagieren. Erst zu spät nutzte ich meine eigenen Karten die das Flüchten der Figuren verhinderten.

So lief Christopher recht ungefährdet in Richtung 50er Marke auf der Siegpunktleiste nach vorne, zumindest noch in Tuchfühlung dahinter war Gregor. Markus und ich lieferten uns ein Duell um über die Räder zu gewinnen. In der offensichtlich letzten Runde wurde es dann aber noch mal eng. Markus und ich mussten auf dem Rad nur noch zwei Stufen drehen und Christopher stand kurz vor der 50-Punkte-Marke. So musste diese Runde entscheiden.

Ich versuchte mich möglichst in alle Regionen zu setzen in denen ein Kampf möglich war und dabei gleichzeitig Kultisten zu bekämpfen, damit die anderen nicht ihre Drehbedingung erfüllen konnten. Christopher hoffte quasi darauf, dass es keinem gelingt zwei mal am Rad zu drehen und verließ sich auf seine Punkte die er sammeln würde. Leider hatte ich eine Sonderfähigkeit von Markus' Dämon übersehen und konnte somit in einem Gebiet gar nicht angreifen. So gab es keinen eindeutigen Sieger bei den Drehmarkern und jeder konnte sein Rad nur 1 x drehen. Dies war dann aber gleichzeitig der Sieg für Christopher der mit 66 Punkten das Spiel gewann.

 

FAZIT

 

Es hat zumindest bei mir einige Zeit gedauert bis ich die richtige Strategie für meine Rasse herausgefunden habe. Aber die Tatsache, dass jedes Volk einen anderen Weg zum Erfolg gehen muss, finde ich grundsätzlich immer sehr interessant. Diese Mehrheitenwertungen in den Gebieten sind hingegen nicht so mein Ding. Dieser Druck immer unter den besten Beiden zu sein um Punkte zu machen und dies möglichst in allen Regionen, erzeugt bei mir immer so eine Art Stress den ich bei meiner Freizeitbeschäftigung Spielen eigentlich nicht haben möchte. 

Ich denke aber durch die recht angenehme Spieldauer (ca. 2 Stunden) und die eigentlich einfachen (wenn auch zahlreichen) Regeln, liegt hier ein Spiel vor, welches durchaus öfter Spaß machen könnte. Natürlich ist es vor allem für den Kämpfer nicht schön auf das Würfelglück angewiesen zu sein. Doch durch Upgrades seiner Einheiten kann man dem ein wenig entgegen wirken. Ein Problem, zumindest in unserer Partie, trat aber am Ende des Spiels auf. Dort kam es nämlich zu dem so genannten Königsmacher-Problem. Als klar war, dass ich nicht gewinnen würde und nun bei einem Kampf 1 Figur eliminieren durfte. Je nachdem welche ich vom Brett nahm, würde der eine oder der andere Spieler gewinnen. Eine Entscheidung die am Ende einen faden Beigeschmack lässt, da man immer einen Spieler bevorzugen muss. Aber um das dem Spiel vorzuwerfen müsste man noch mehrere Partien spielen.

Dazu wäre ich auf jeden Fall gerne bereit und daher würde ich es in meine interne drittbeste Kategorie einordnen:

3 - Spiele die ich gerne wieder mitspielen würde, aber nicht unbedingt besitzen muss

Die anderen Kategorien wären:

1 - Für dieses Spiel könnte man mich auch nachts wecken!
2 - Klasse Spiel, muss ich haben!
4 - Nettes Spiel, würde aber andere Spiele vorziehen
5 - Na ja, das nächste mal eher ohne mich!
6 - Oh je, welch Zeitverschwendung ...

Letztendlich ist eine endgültige Einordnung aber meistens erst nach 5 oder mehr Partien sinnvoll und möglich. 

Da unsere Herr der Ringe - Truppe am kommenden Freitag wieder nicht komplett ist, bin ich nun wieder mit einem Wunschspiel dran und werden demnach eins aus meiner Kategorie 1 auswählen. Mal sehen wie es ankommen wird ...

Mögen die Würfel/Karten mit Euch sein!