Montag, 27. April 2015

Der olle Fritz und seine 3 Gespielinnen

Spiel: Friedrich
Autor: Richard Sivél
Verlag: Histogame
Jahr: 2004
Spieler: 3-4
Spieldauer: 3-5 Stunden
Merkmale: Gebietskontrolle, 7-jährige Krieg, asymmetrisch
Mitspieler: Christopher, Gregor, Michael   


Politisch isoliert und von den Nachbarn umzingelt. So wird sich Friedrich II. wohl damals gefühlt haben, als sich Österreich, Frankreich und Russland verbündet haben. Dieses Gefühl in ein Spiel zu packen, dies ist Richard Sivél mit FRIEDRICH zumindest thematisch unbestritten hervorragend gelungen...

WORUM GEHT ES?

Eben um diesen 7-jährigen Krieg bei dem die Preußen damals fast alleine (Hannover und England unterstützten zumindest den alten Fritz) gegen die europäischen Großmächte standen. Die Spieler in FRIEDRICH verkörpern diverse Parteien der damaligen Konfliktsituation. Friedrich spielt mit Preußen und Hannover, Elisabeth mit Russland und Schweden, Maria Theresia befehligt Österreich sowie das heilige römische Reich deutscher Nation und Madame Pompadour schickt die Franzosen ins Rennen.

Diese Fraktionen treffen auf einem Spielplan Nord-/Mitteleuropas des 18. Jahrhundert aufeinander. Dabei spielen Elisabeth, Maria und Pompadour tendentilell schon eher zusammen (sie dürfen sich nicht gegenseitig angreifen), jeder hat aber doch sein eigenes Ziel um das Spiel zu gewinnen. Nämlich die Eroberung von bestimmten Zielstädten. Bei jeder Nation sind dies unterschiedlich viele. Preußen hingegen hat nur das Ziel dieses zu verhindern und so lange durchzuhalten bis Frankreich, Schweden und Russland später durch Schicksalskarten aus dem Spiel ausscheiden.

1) Taktische Karten ziehen
Dabei sind die Regeln eigentlich ganz einfach. Jede Nation kommt nacheinander an die Reihe. Zuerst ist Preußen dran und zieht so genannte taktische Karten. Dies sind "normale" Spielkarten mit den Farben die wir z.B. aus einem Skatblatt kennen (Herz, Karo, Pik und Kreuz). Allerdings hier mit Werten von 2-13. Dazu noch zwei Joker die man für jede Farbe und für einen beliebigen Wert von 1-10 verwenden kann. Solch ein Deck gibt es 4x im Spiel. Wieviele Karten man zieht hängt ebenfalls von der Nation ab die man spielt. Preußen als militärisch stärkste Fraktion zieht demnach auch die meisten Karten (7 Stück).

2) Bewegen
Danach darf man jeden General und Tross einmal auf dem Spielplan bewegen. Generäle und Trosse hat auch jede Nation unterschiedlich viele. Preußen hat deren 8/2. Generäle können 3 Städte weit ziehen und auf Hauptstrassen sogar 4 Schritte. Trosse immer einen Schritt weniger. Das Bewegen dient dazu Städte zu verteidigen, zu erobern oder einen Kampf auszulösen. Städte werden immer dann erobert wenn ein General über diese oder von ihr weg zieht und diese NICHT gedeckt sind. Gedeckt ist eine Stadt wenn ein General der verteidigen Nation im Umkreis von 3 Feldern entfernt steht. Stehen nach der Bewegung aller Figuren einer Nation nun Generäle verfeindeter Fraktionen nebeneinander, kommt es zu einem Kampf der mit den taktischen Karten (TK) ausgetragen wird.

Auch die Heimat ist vertreten
3) Kampf
Dafür wäre nun ein Blick auf den Spielplan notwendig. Denn dieser ist mit Sektoren überzogen in denen sich immer das Symbol einer Spielkartenfarbe befindet. Steht ein General also in einem Pik-Sektor, darf er nur mit TK's kämpfen die Pik zeigen. Zunächst wird aber erst mal geschaut wieviele Armeen jeder beteiligte General mit sich führt. Zu Beginn kann man jedem General
Die Franzosen und ihre Armeen
zwischen 1-8 Armeen zuweisen. Es wird verglichen welche Seite weniger Armeen dabei hat. Diese beginnt dann den Kampf und zuerst das Ausspielrecht für Karten. Beispiel: Ein preußischer General hat 5 Armeen und sein französischer Gegenüber nur 2 Armeen. Frankreich liegt -3 hinten und darf den Kampf beginnen. So lange eine Partei im Minus ist darf sie TK's spielen. Spielt Frankreich nun also eine Pik-2 (wir gehen davon aus dass in einem Pik-Sektor gekämpft wird) liegt es immer noch -1 hinten und darf weiter spielen. Spielt Pompadour dann z.B. eine Pik-10 liegt Preußen nun -9 hinten und ist mit dem Ausspielen an der Reihe. Dies geht so lange weiter bis eine Partei die das Ausspielrecht hat nicht mehr spielen kann oder will. Wer am Ende im Minus liegt verliert entsprechend viele Armeen (bei -3 also 3 Armeen) und muss den besiegten General um genau so viele Felder zurückziehen.

4) Nachträgliche Eroberungen
Sollte durch seine Rückzüge eine Stadt nun nicht mehr gedeckt sein, die zuvor überlaufen wurde, wird diese nun ebenfalls noch erobert.

5) Versorgung überprüfen
Am Ende eines Spielzugs muss nun noch geschaut werden ob alle Generäle des Spielers versorgt sind. Dafür sind die bereits erwähnten Trosse zuständig. Diese versorgen alle Generäle die sich in einem Umkreis von bis zu 6 Städten befinden. Das verhindert, dass die Figuren sich wahllos über das Brett bewegen können und historisch korrekt immer in der Nähe ihrer Versorgungslinien bleiben müssen. Diese Versorgung ist aber nur notwendig wenn sich ein General nicht in seinem Heimatgebiet befindet (farblich gekennzeichnet). Ein österreichischer General (weiß) ist also in allen weißen Gebieten immer versorgt, aber in andersfarbigen Bereichen von seinen Trossen abhängig. Ist ein General zwei aufeinanderfolgende Runden nicht versorgt, kommt er vom Spielfeld und verliert alle Armeen.

Die Fronten bilden sich ...
Sind alle 7 Fraktionen so am Zug gewesen wird ein bestimmtes Ereignis ausgeführt. Nach den ersten 5 Runden wird nur ein historischer Begleittext vorgelesen der keine Auswirkungen auf das Spiel hat.  Aber der 6. Runde kommen dann allerdings die Schicksalskarten ins Spiel. Diese können hingegen nun ganz massiv Einfluss auf den Ablauf des Spiels ausüben. Genau diese Karten sind die einzige Aussicht für Friedrich das Spiel zu gewinnen. In diesen 18 Karten sind nämlich 4 Karten enthalten die Friedrich's Gegner schwächen. Bei einer Karte scheidet Schweden aus dem Krieg aus und zieht sich zurück. Ebenso gibt es eine Karte mit dem Tod der Zarin die Russland aus dem Spiel ausscheiden lässt (dies hat damals schon Preußen den Allerwertesten gerettet, da der Nachfolger der Zarin ein Bewunderer Friedrich's war und sofort Frieden schloss). Zwei weitere Karten sorgen dafür, dass auch Frankreich aufgrund seiner Kämpfe in Übersee mit England die Gelder ausgehen und sich schleichend zurückziehen muss.

Hat Friedrich bis dahin überlebt, hat er das Spiel gewonnen. Ansonsten gewinnt der Spieler der seine Zielstädte erobert hat.


VERLAUF UNSERER PARTIE

Große Frage am Anfang war die Verteilung der Fraktionen. Christopher wollte unbedingt mal Maria Theresia (Österreich/Reichsarmee) spielen. Da ich schon sehr oft Preußen gespielt habe und ich dieses Gefühl der Paranoia auch Gregor als Neuling mal gönnen wollte, spielte er den alten Fritz und ich übernahm Pompadour und Elisabeth (zu dritt spielt ein Spieler diese beiden Charakter).

Stellungskrieg in Herz
Mein Plan war es Schweden und Russland dazu zu nutzen Friedrich schnell zu attackieren, damit seine schnell wachsende Kartenhand (7 pro Runde) nicht zu mächtig wird. Dies sollte dann Frankreich zu Gute kommen, da die zumindest nicht mit nur einer Schicksalskarte ausscheiden konnten. Dies schien auch aufzugehen da ich gleich in der ersten Runde den preußischen General in Ostpreußen angreifen konnte (hatte Friedrich übersehen). Doch statt zu kämpfen zog dieser sich sofort zurück und nahm den General vom Feld. Somit konnte ich zwar schnell Ostpreußen einnehmen, musste aber nun erst mal durch Polen ins preußische Gebiet vorrücken. Dort kam mein Vormarsch aber ins Stocken, da er seine Verteidiger dort in einem Herz-Sektor stationierte und ich von dieser Farbe kaum Karten hatte.

Maria Theresia ging nur langsam dazu über Schlesien und Sachsen zu erobern. Auch mit der Reichsarmee hielt sich Christopher lange zurück. Dies führte dazu, dass sich General Friedrich himself neben Seydlitz auch um Frankreich kümmern konnte. Pompadour kam zwar erst schnell voran, hatte aber ebenso wie Russland ein Herz-Mangel. Da die entscheidende Zielstadt der Franzosen (Magdeburg) aber in einem Herz-Sektor liegt, war auch hier kein schneller Durchbruch zu erwarten. Das was Russland und Frankreich fehlte, zog Schweden im Überfluss. Doch Schwedens Startpunkt liegt dummerweise in einem 3-er Gebiet mit Karo, Pik und Kreuz. So habe ich schnell entschieden mit diesem General nach Süden vorzustoßen um Frankreich zu unterstützen. Doch leider tummelte sich hier auch eine General Hannovers der vor den Franzosen zurückgewichen war und mir den Vorstoß erschwerte.

Cumberland im Würgegriff der Franzosen

So blieb mir nichts anderes übrig um Friedrich auf die stark steigenden Siegchancen Österreichs hinzuweisen wenn er so weiterspielen würde. Doch erst als Christopher nur noch zwei Städte vor dem Sieg stand und eine eventuell entscheidende Schlacht in einem Pik-Sektor in Schlesien anstand, änderte sich die Taktik Preußen ein wenig. Da Gregor diesen wichtigen Kampf knapp gewann, war das Spielende zunächst verhindert. Und von nun an sorgte er sich auch etwas mehr um Österreich. Doch immer noch tummelte sich Friedrich in Westdeutschland anstatt sich um die Rückeroberung Sachsens zu kümmern.
Auch die Schicksalskarten meinten es nicht gut mit dem alten Fritz. So waren die 5 bereits gezogenen Karten allesamt unwichtig und so kam es recht schnell zu einer zweiten Entscheidungsschlacht an der Grenze Schlesiens zu Polen. Hier konnte Maria nun ihre Überlegenheit in Kreuz nutzen um den preußischen General tief nach Polen zurückzudrängen und die letzten beiden Städte zu erobern und somit das Spiel zu gewinnen. Glückwunsch an Christopher für diesen geduldig herausgespielten Sieg.

Entscheidungsschlacht am frühen Morgen ...

FAZIT

Wie schon im letzten Posting geschrieben, gehört dieses Spiel für mich zu meiner internen 1er Kategorie. Allerdings wurde mir am Freitag auch wieder klar wo die Schwachstelle dieses Spiels liegt. Es kann sich schon mal ganz schön ziehen wenn vor allem der Preußen-Spieler lange über seine Züge nachgrübelt. Denn letztendlich haben wir für dieses Spiel in Summe 5 Stunden benötigt. Da man immer aufpassen muss, was die Mitspieler so machen und versucht herauszufinden in welcher Farbe Friedrich eventuell Probleme hat, ist man eigentlich auch immer ins Geschehen eingebunden. Trotzdem können diese Wartezeiten den Spielspaß trüben und lassen mich auch nachvollziehen, dass dieses Spiel neben den vielen begeisterten Anhängern auch einige Ablehner hat. 

Daher wäre es evtl. dann auch ratsam einen Neuling nicht die Rolle des Preußen zu geben. Denn dieser Spieler hat definitiv die meisten Entscheidungen zu treffen und Dinge zu beachten. Daher war es vielleicht ungünstig von uns unseren einzigen Rookie in dem Spiel mit dieser Aufgabe zu betreuen (zumindest was die Wartezeit anging). Dennoch kam auch hier wieder das zum Tragen was mir an diesem Spiel so gefällt. Die so unterschiedlichen Ausgangssituationen der Spieler und die tolle thematische Umsetzung des historischen Ereignisses. Während man z.B. als Franzose immer das Gefühl hat, dass Friedrich in allen Farben Unmengen an Karten hat und somit chancenlos ist, hofft Friedrich dass niemand herausfindet wie schwach er eigentlich z.B. in Farbe Pik ist.

So fürchtet eigentlich jeder die Stärke des Anderen die aber vielleicht gar nicht da ist. So hat dieses Spiel auch einen großen Bluff- bzw. psychologischen Faktor. Vor allem der Zwiespalt der Verbündeten, die nur eine Chance haben wenn sie gemeinsam Friedrich attackieren und andererseits auch ihre eigenen Vorteile im Blick haben müssen. Wenn also nur ein Spieler ständig Angriffe gegen Preußen fährt und damit Friedrich's aber auch seine eigene Kartenhand schwächt, freuen sich die anderen Spieler. Somit ist es die Hauptaufgabe des alten Fritz genau diese Uneinigkeit in den Reihen der Gegner herzustellen. Eine Komponenten die mir persönlich sehr gut gefällt und dieses Spiel so besonders macht.

Bleibt das Problem der Dauer. Vielen passiert in der Zeit einfach zu wenig, denn meistens versucht Preußen die Kämpfe immer schnell zu beenden indem er sich mit -1 zurückzieht. Es wird also vorwiegend taktiert und meistens sind es nur 3-4 große Schlachten in einer Partie, bei denen beide Seiten alle Karten raushauen um den Kampf siegreich zu beenden. Das ist meistens dann der Fall wenn es um die letzten Städte geht oder wenn man es geschafft hat einen General komplett einzukesseln. In diesem Fall kann er sich nämlich nicht zurückziehen und muss vom Feld. Und dies scheut man dann doch meistens, weil man dann erst wieder von einer der Versorgungsstädte wieder neu anlaufen muss und wichtige Zeit verliert.

FRIEDRICH bleibt also was es ist. Für mich persönlich ein taktischer Leckerbissen der aber sicherlich nicht Jedermanns Sache sein wird. Mit erfahrenen Spielern und eventuellen Zeitlimits ist es aber auch in 2,5-4 Stunden zu spielen. Und dies wäre für mich auch akzeptabel, da ich gerne mal einen ganzen Abend mit einem guten Spiel verbringe. Und wie so oft war auch dieses mal das Fazit der anderen Mitspieler: "Müsste man öfter mal spielen da man erst eine Kennenlernpartie braucht!". Doch da liegt ja meistens das Problem, die nächsten Spiele warten schon ...

 

Mögen die Würfel/Karten mit Euch sein!