Mittwoch, 2. Dezember 2015

[Spielbericht] #48/2015: Der Herr der Ringe LCG (Der Wächter im Wasser) / Pandemic Legacy

Nach einer etwas längeren Pause kam es endlich mal wieder zu einer Fortsetzung unseres Herr der Ringe LCG Abenteuers. Auch weil wir nur zu dritt waren und nicht mit unseren Standarddecks spielten, waren wir sehr unsicher wie es ausgehen würde. Und danach haben wir quasi eine neue Spieleserie begonnen, die wir ab sofort immer zusammen mit den Herr der Ringe Abenden stattfinden lassen werden - PANDEMIC LEGACY. Und der Start machte schon richtig Lust ...



Spiel: Der Herr der Ringe - Kartenspiel (LCG)
Autor: Nate French
Verlag: Fantasy Flight Games
Jahr: 2011
Spieler: 1-4
Spieldauer: je nach Szenario und Spieler - 30-90 Minuten
Merkmale: kooperativ, Abenteuer, LCG, Kartenspiel
Mitspieler: Gregor, Jörg, Michael   


Szenario: Der Wächter im Wasser (Schwierigkeit 5)
 

VERLAUF UNSERER PARTIE


Ungewollt mussten wir an diesem Abend etwas umdisponieren da Gregor seine Kartensammlung vergessen hatte. Somit konnte auch ich mein normales Deck nicht spielen, da ich mir dafür immer einige seiner Karten ausgeliehen hatte. Zum Glück hatte aber Jörg seine vier fertigen Decks dabei und somit mussten wir gezwungenermaßen die gewohnten Pfade verlassen. Das Zwergendeck welches sonst immer Christopher spielte, wurde dieses mal von Gregor übernommen. Jörg wollte sein neues Deck rund um Eleanor, Glorfindel und Elrond ausprobieren. Und ich nahm ein weiteres völlig neues Deck bestehend aus Denethor, Balin und Haldir aus Lorien.



Das dies ein Glücksgriff war sollte sich später herausstellen. Thematisch sollten wir die Orkaktivitäten am Rande des Nebelgebirges bei Moria untersuchen. Doch zwischen uns und dem Eingang in die Minen liegt ein großer See den wir umlaufen müssen. Und genau in diesem See schlummert ein krakenhaftes Wesen das uns mit seinen vielen Fangarmen droht. Und genau diese Begegnungskarten vom Typ Fangarm sind es die uns immer wieder vor Probleme stellen sollen.

Denn immer wenn ein solcher Fangarm-Gegner auftaucht und wir ihn angreifen, muss eine Karte vom Begegnungsdeck gezogen und abgelegt werden. Handelt es sich dabei um eine Fangarm-Karte geschehen schlimme Dinge (Held wird eingewickelt und kampfunfähig oder verliert alle Verteidigung etc.). So was will man nicht haben! Also gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder man erledigt sie durch andere Effekte wie zum Beispiel das Erscheinen von Gandalf oder man greift sie einfach nicht an oder man hofft auf das Glück beim Nachziehen. Und genau dieses Glück konnten wir ja mit Denethor beeinflussen (er darf sich als Aktion die oberste Karte des Begegnungsdecks anschauen und eventuell die Karte unter das Deck legen).



Doch leider brachte auch das nichts und griffen somit auf die beiden ersten Methoden zurück. Dumm nur, dass nach dem Absolvieren der ersten Etappe die Kreatur selbst ins Spiel kommt und nicht angegriffen werden kann bevor nicht alle übrigen Fangarm-Gegner erledigt wurden. Und da wir am Ende jeder Runde, in der dieses Monster nicht angegriffen wird, unsere Helden 3 Schaden kassieren, waren nun Lösungsansätze von Nöten. Der lautete in diesem Fall schnellstmöglich die Siegbedingung zu erfüllen. Dazu mussten wir Durins Türen finden. Auch dies wird über Zufall gesteuert. Denn wenn man versucht diese zu suchen, muss man beliebig viele seiner Handkarten abwerfen und dann die oberste Karte vom Begegnungsdeck ziehen. Entscheidend ist dann der Anfangsbuchstabe dieser gezogenen Karte. Hat eine der selbst abgeworfenen Karten den selben Anfangsbuchstaben, hat man den Eingang gefunden und muss nun nur noch 5 Fortschrittsmarker auf die Etappe bekommen.

Die 5 Marker hatten wir bereits gesammelt und mussten nun dringend zum Tor. Und hier kam wieder Denethor ins Spiel. Auch hier erwies sich seine Sonderfähigkeit als sehr nützlich. Doch leider brachte auch diese in den ersten beiden Versuchen nicht viel. Denn mit den Anfangsbuchstaben "Ü" und "U" hatten wir schlicht und einfach keine Karten auf unseren Händen. Erst als im dritten Versuch ein "E" verlangt wurde, konnten wir eine passende Karte abwerfen und unbeschadet in die Minen von Moria gelangen...



Spiel: Pandemic Legacy
Autor: Rob Daviau, Matt Leacock
Verlag: Z-Man-Games
Jahr: 2015
Spieler: 2-4
Spieldauer: ca. 60-90 Minuten
Merkmale: Kooperativ, Seuchenbekämpfung, Legacy
Mitspieler: Christopher, Gregor, Jörg, Michael   


WORUM GEHT ES?

   
Viele bezeichnen Pandemie ja als DAS Spiel welches die Welle an kooperativen Spielen so richtig ausgelöst hat. Ob das wirklich so war möchte ich mal hier unkommentiert lassen, da mich eher andere Spiele an diese Rubrik herangeführt haben. Doch unbestritten dürfte sein, dass PANDEMIE eines der erfolgreichsten Vertreter dieses Genres ist. Ich hatte es damals auf der Messe kennengelernt und da wir gleich unsere erste Partie recht locker gegen das Spiel gewonnen hatten, war der Reiz relativ schnell verflogen bzw. auch erst gar nicht da. Da gefiel mir der kleine Bruder DIE VERBOTENE INSEL von Schmidt Spiele deutlich attraktiver, wo mir Material, Thema und die Spieldauer deutlich mehr zusagten. 

Doch nun hat mich doch wieder die Neugier gepackt. Einerseits weil sich das Grundspiel PANDEMIE noch immer großer Beliebtheit erfreut ("Irgendwas muss ja dran sein!") und zum anderen weil es nun einen Legacy-Mechanismus bekommen hat. So etwas gab es auch schon für das noch berühmtere Spiel RISIKO welches dann RISIKO EVOLUTION hieß. Doch was verbirgt sich hinter diesem Mechanismus?

Im Grund geht es darum, dass sich das Spiel während des Spielens entwickelt. Es beginnt quasi mit einigen Grundregeln und einem Spielplan. Und im Laufe des Spiels sorgen die Entscheidungen der Spieler dafür, dass neue Regeln hinzu kommen, sich der Spielplan verändert oder sogar neue Komponenten/Materialien ins Spiel gelangen. Dazu gibt es in der Schachtel gewisse Bereiche/Kisten oder Umschläge die erst beim Eintreffen bestimmter Ereignisse im Spiel geöffnet werden dürfen. Bei RISIKO EVOLUTION war es sogar so, dass man bestimmte Karten zerreißen musste. Am Ende hat man nach einer gewissen Anzahl an Partien ein individuelles Exemplar des Spiels das in dieser Form einzigartig sein dürfte, da es sich in einer anderen Gruppe mit hoher Wahrscheinlichkeit anders entwickelt hat (aufgrund anderer Entscheidungen und Zufallselementen in deren Spiel).

Diese Idee ist aus meiner Sicht einfach brillant und sorgt dafür, dass man jeder weiteren Partie entgegen fiebert und gespannt ist wie sich das Spiel nach der nächsten Runde darstellt. Ähnlich wie bei einer guten Fernsehserie wo man auch die nächste Folge nicht abwarten kann.  Doch worum geht es in PANDEMIC/PANDEMIE erst einmal generell? 

Thematisch stellen wir ein Team dar welches versucht die Ausbreitung vier verschiedener Seuchen in den Griff zu bekommen, bevor diese zur Pandemie mutieren und die menschliche Zivilisation in die Knie zwingen. Dazu reisen wir auf einer Weltkarte herum und versuchen Virenherde einzudämmen bevor Kettenreaktionen entstehen und die Lage nicht mehr zu kontrollieren ist. Dargestellt werden die Erreger durch farbige (4 Farben, 1 pro Seuche) Würfel die in den einzelnen Städten liegen. Durch bestimmte Infektionskarten kommen neue Würfel ins Spiel und wenn eine Stadt ihren vierten Würfel bekommen würde, gibt es einen Ausbruch der Seuche. Dann muss in jede benachbarte Stadt eine Würfel dieser Farbe/Seuche platziert werden. Liegen dort auch bereits schon 3 Würfel findet auch dort ein Ausbruch statt usw. Sind irgendwann alle Würfel einer Farbe auf dem Spielfeld gelegt, ist die Pandemie nicht mehr zu stoppen und das Spiel verloren.

Die Spieler können in ihrem Zug 4 Aktionen ausführen. Sie können sich für je 1 Aktion nach bestimmten Regeln bewegen, einen Würfel aus einer Stadt entfernen, Forschungszentren bauen, Karten mit Mitspielern tauschen oder ein Heilmittel gegen eine Seuche entwickeln. Nach diesen 4 Aktionen erhalten die Spieler 2 neue Spielerkarten auf denen der Name einer der Städte abgebildet ist und noch viel wichtiger, die Farbe der Seuchenregion die dieser Karte zugeordnet ist. Denn mit 5 Stadtkarten einer Farbe kann man in einem Forschungszentrum eben genau gegen diese Farbe/Seuche ein Heilmittel entwickeln. Damit wird auch klar warum es wichtig sein kann weitere Forschungsstationen auf der Welt zu bauen.

Doch nach dem Ziehen der Stadtkarten muss man nun auch noch 2 Infektionskarten ziehen. Dies sind im Prinzip auch Stadtkarten und bestimmen in welchem Ort ein neuer Würfel reingelegt werden muss und die bereits erwähnten Konsequenzen auslöst. Wenn aber erst alle 48 Städte durchgenudelt werden müssten bevor die Karten erneut gezogen werden, wäre das Risiko eines Ausbruchs relativ gering. Daher gibt es noch die fiesen Epedemiekarten die mit in den Stapel der Spielerkarten gemischt werden. Denn wenn eine solche Karte gezogen wird gibt es Probleme. Es wird nun zufällig die unterste Karte des Infektionsstapel gezogen und in diese Stadt 3(!) Würfel gelegt. Zudem wird der Infektionslevel erhöht was dazu führen kann, dass man später mehr als 2 Infektionskarten ziehen muss. Und als wäre das nicht schon schlimm genug werden nun alle bereits gezogenen(!) Infektionskarten gemischt und wieder oben(!) auf das Infektionsdeck gelegt. 


Dadurch steigt nun natürlich die Gefahr, dass Städte die bereits infiziert sind erneut gezogen werden und ein Ausbruch bevor steht. Und daher ist es auch wichtig als Aktion Würfel aus den Städten zu entfernen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei nun den Sonderfähigkeiten der Teammitglieder zu. Denn während der Sanitäter als Aktion alle Würfel einer Farbe (nicht nur 1) aus einer Stadt entfernen darf, benötigt die Wissenschaftlerin lediglich 4 Karten einer Farbe um ein Gegenmittel zu entwickeln. Die Forscherin darf den Mitspielern jede Karte ihrer Wahl an Mitspieler geben wenn sie sich an einem Ort befinden. Normalerweise kann man nämlich z.B. in London nur die London-Karte abgeben usw. Der Logistiker kann dafür auch andere Figuren bewegen und die Generalistin hat 5 Aktionen anstatt der 4 üblichen.
So kämpft man sich durch die Welt der Viren und hat dann gewonnen wenn man gegen alle vier Krankheiten ein Gegenmittel gefunden hat. Dafür hat man aber auch nicht unbegrenzt Zeit da eine Partie auch dann endet wenn der Stapel der Spielerkarten aufgebraucht ist. Man hat also auch noch zusätzlichen Zeitdruck ...

 

VERLAUF UNSERER PARTIE

 

Da bis auf Gregor alle das Grundspiel bereits kannten und Christopher erst später Zeit hatte, haben wir zu dritt zunächst eine Partei des Grundspiels absolviert um ein Gefühl für das Spiel zu bekommen und weil es die Regel von PANDEMIC LEGACY auch so empfiehlt. Nachdem wir diese Testpartie verloren hatten, erschien auch Christopher und wir konnten mit LEGACY starten. Besonders ist hier im Vergleich zum normalen Spiel erst einmal nur, dass man einen zusätzlichen Kartenstapel bekommt der spezielle Regeln für den Legacy-Mechanismus vorgibt. Auf diesen Karten steht beschrieben bei welchem Ereignis wir etwas tun müssen.

Grundsätzlich spielen wir in diesem Modus 12 Monate durch. In jedem Monat absolvieren wir maximal 2 Partien (die zweite nur wenn die erste verloren wurde). Insgesamt werden es also zwischen 12-24 Matches werden. Es beginnt im Januar und wir hatten uns für folgende Charaktere entschieden: Logistiker (Christopher), Sanitäter (Gregor), Wissenschaftlerin (Jörg) und ich nahm die Forscherin.

ACHTUNG - AB JETZT SIND SPOILER MÖGLICH! Wenn sich also jemand jegliche Spannung für eine eigene Partie aufheben möchte sollte hier aufhören zu lesen oder zum Fazit springen.


Unser erster Anlauf verlief zunächst ganz normal wie das Grundspiel eben auch. Die erste Neuerung gab es als der Marker auf der Infektionsleiste zum zweiten mal vorgerückt wurde. Jetzt mussten wir schauen von welcher Farbe die meisten Würfel auf dem Spielplan lagen. Genau dieser Erreger (blau) bekam nun einen Namen und war ab sofort nicht mehr heilbar! Es kann also kein Gegenmittel mehr dafür entwickelt werden. Zusätzlich müssen auf Orte Aufkleber platziert werden die anzeigen wie oft hier ein Ausbruch geschah. Ab dem zweiten Outbreak kann dies schon die Bewegungsmöglichkeiten von bzw. zu diesem Ort erschweren. So war es dann kurze Zeit später auch nicht verwunderlich, dass wir uns geschlagen geben mussten da sich alle blauen Würfel auf dem Spielplan befanden.

Obwohl es schon recht spät war ließen wir aber sofort noch einen zweiten Versuch starten. Versüßt wurde uns der Neustart mit einigen Weiterentwicklungen. Unter anderem  konnte unser Sanitäter nun nämlich auch in benachbarten Städten heilen und da wir in Partie 1 das gelbe Virus komplett ausgerottet hatten, reicht uns ab sofort nun 1 Karte weniger um der gelben Seuche ein Gegenmittel entgegen zu setzen. Dieses mal setzten wir auch den Logistiker viel geschickter ein und konnten dadurch auch endlich einen Sieg einfahren. Auch nach dieser Runde gab es wieder einige neue Skills die uns beim nächsten mal weiterhelfen sollten.

FAZIT


Wie schon bei RISIKO muss man sagen, dass dieses LEGACY-Element ein Spiel unglaublich bereichert. Man will einfach dabei sein wenn sich das Spiel verändert und quasi Teil dieser Entwicklung sein. Ist eine Partie beendet möchte man am liebsten sofort die nächste beginnen. Daher bin ich auch alles andere als glücklich, dass wir in dieser 4er-Konstellation wohl erst in einigen Wochen wieder zusammen finden werden um dann die Geschichte fortzuführen. Das führt mich auch gleich zu den Vor- und Nachteilen dieses Spielsystems.

Denn wie schon bei RISIKO EVOLUTION und TIME STORIES macht es nur Sinn dieses Spiel in einer festen Gruppe zu spielen die möglichst nicht wechseln sollte. Und natürlich ist das Spiel nach maximal 24 Partien durch. Das heisst ab da gibt es nichts mehr zu entdecken und zu entwickeln. Aber wie so oft muss man sich in der heutigen Zeit die Frage stellen, wir oft man eigentlich ein Spiel spielt. Mit 24 Partien dürfte PANDEMIC LEGACY zumindest im oberen Bereich meiner Spiele liegen wenn ich nach der Anzahl der Partien schaue.

Zudem kann man PANDEMIC LEGACY ja auch später immer noch als normales PANDEMIE spielen (so weit ich das aktuell abschätzen kann und was sich so gehört habe). Damit ist es vor allem für diejenigen interessant die PANDEMIE noch nicht besitzen. Und wie bereits RISIKO EVOLUTION aus einem (nach heutigem Standard gemessenen) mittelmäßigen Spiel, ein Spiel mit außerordentlichen Spielerlebnis gemacht hat, schafft es PANDEMIC LEGACY aus dem bereits guten PANDEMIE ein absolutes Topspiel zu machen.

Damit sind PANDEMIC LEGACY und TIME STORIES zwei absolute Kracherspiele bei denen ich einer Fortsetzung ständig entgegen fiebere. Und wenn wir schon bei tollen Spielen 2015 sind möchte ich auch noch MYSTERIUM erwähnen, welches für mich das Spielejahr 2015 zu einem der besten der letzten Jahre macht. Zumindest was meinen Geschmack betrifft. Daher kann es hier auch nur eine Wertung geben ...



1 - Genial! Für dieses Spiel könnte man mich auch nachts wecken!


Mögen die Würfel/Karten mit Euch sein!