Freitag, 9. Dezember 2016

[Spielbericht] #44/2016: Die Kolonisten (2er Partie / Epoche 1-3)

Die Wochen werden wieder ruhiger und das Pensum der Spiele reduziert sich wieder etwas. Es kommt nun die Zeit wo eher selten neue Spiele auf den Tisch kommen und stattdessen die bisher einmalig gespielten vertieft werden. Dabei zeigt sich dann meistens auch welche das Zeug haben dauerhaft in der Sammlung zu verbleiben. Denn oft stellt sich ein Produkt trotz tollem Debüt dann bei häufigerer Wiederholung dann doch als Flop heraus oder eben anders herum...

Spiel: Die Kolonisten
Autor: Tim Puls
Verlag: Lookout Games
Jahr: 2016
Spieler: 1-4
Spieldauer: ca. 60-240 Minuten
Merkmale: Entwicklung, Worker-Movement, Ressourcenmanagement
Mitspieler: Michael, Wolfgang  


VERLAUF UNSERER PARTIE / EINDRUCK

Das soll jetzt allerdings nicht mein Urteil zu dem neuen großen Lookout-Titel vorweg nehmen. Denn hier bin ich auch nach der zweiten richtigen Partie noch unentschlossen. Beim ersten Versuch hatten wir ja zu viert gespielt und nach Beendigung der 1. Epoche aus Zeitgründen und der fehlenden Motivation eines Mitspielers abgebrochen. Nun sollte zu dritt auch die zweite Epoche bewältigt werden. Doch leider kam es kurz vor Beginn des Spieleabends noch zu einer Absage und so saßen wir am Ende zu zweit am Tisch. Das dies kein Nachteil sein musste zeigte sich in der Tatsache, dass wir so sogar 3 volle Epochen absolvieren konnten.

Die erste ging dabei auch rasend schnell (für Kolonisten-Verhältnisse) vorbei. Nicht mal 60 Minuten waren vergangen als der dritte Markt die neue und für uns noch unbekannte Ära einläutete. Neben den vielen grünen Männchen bevölkerten nun auch immer mehr gelbe Bürger unsere Spielpläne und neue Gebäude fanden dort ihren Platz. Die veredelten Waren wie Bretter und Ziegel gewannen immer mehr an Bedeutung da fast alle neuen Gebäude mit ihnen errichtet wurden. Auch die Anschaffungskarten wurden dieses mal deutlich exzessiver genutzt. Bei den Kolonien erwies sich vor allem die der Händler am interessantesten. Diese erweiterte die Märkte um eine vierte Aktion mit der man bestimmte Waren 1:1 austauschen konnte.

Auch das eigentliche Spielziel (die wertvollste Gemeinde zu besitzen) rückte nun mehr in den Vordergrund. So waren wir beide versucht Theater zu bauen um am jeden Jahresende 2 Münzen (= Siegpunkte) zu kassieren. Da ich aber zu dem Zeitpunkt wo ich den dazugehörigen Baumeister auslegen durfte ungünstig stand, platzierte ich diesen so unglücklich, dass man um dieses Feld erreichen zu können vorab so viele Baustoffe abgeben musste, dass man am Ziel angekommen nicht mehr genügend hatte um dann auch wirklich ein Theater bauen zu können. Unter Ausnutzung aller legalen Lager- und Speicherverschiebungen konnte ich dann aber doch eines bauen und wähnte mich dadurch auf einem guten Weg.

Die Kolonien von denen die der Lohnarbeiter gar nicht genutzt wurde.

Wolfgang hingegen war mir durch seine Manufaktur in der Warenproduktion deutlich voraus und holte sich auch über die Märkte zwischendurch immer wieder Münzen rein. Damit war er auch schneller beim Anwerben der gelben Bürgerfiguren und so hatte ich schon Mitte der zweiten Epoche das Gefühl deutlich im Hintertreffen zu sein. Als auch dieses Zeitalter nach ca. 2,5 Stunden Spielzeit zum Ende kam einigten wir uns spontan darauf auch noch Epoche 3 durchzuspielen. Die Chance dies zu zweit relativ schnell zu schaffen war einfach zu groß.

Ende Epoche 1
Nun rückte Eisen deutlich in den Fokus. Hier hatten wir es aber zuvor verpasst uns genügend mit Eisenerz auszustatten und kamen so fast gar nicht an diesen wichtigen Baustoff heran. Außer über eine der Kolonien gab es auch nur 1-2 Spielplanfelder die es theoretisch möglich machten Eisen zu generieren. Damit hätten wir dann auch die ersten roten Kaufleute in unsere Gemeinden locken können. Aber auch hier forderte eine schlechte Platzierung ihren Tribut. Stattdessen verlegten wir uns dann aber lieber darauf bis zum Ende dieser Epoche (und damit auch des Spiels) noch möglichst viele Punkte anzusammeln.

Am Ende hatten wir ca. 4,5 Stunden gespielt und Wolfgang gewann mit 102 Punkten vor mir mit 88 Punkten. Das frustrierende daran war, dass dieser Ausgang eigentlich schon Mitte der zweiten Epoche absehbar war, da er in allen relevanten Bereichen vorne lag und wir oft die gleichen Dinge taten. Überhaupt war nicht zu erkennen, dass hier unterschiedliche Strategien gefahren wurden. Bei den Kolonien gingen wir genau so auf die selben (Händler und Lageristen während die Gelehrten und Lohnarbeiter fast komplett ignoriert wurden) als auch bei vielen anderen Dingen.


Zu Beginn der zweiten Epoche versuchten wir beide Theater zu bauen. Da dies wie zuvor beschrieben eher schwierig war, baute Wolfgang als Ersatz dafür 2 Kneipen mit dem gleichen Resultat (außer das es einen Bauplatz mehr in Anspruch nahm). Danach wurden Ausbildungskarten ausgespielt und die Beziehungen zu den Kolonien intensiviert. Einziger (und wohl auch entscheidender) Unterschied in der Vorgehensweise war der Bau der Manufaktur von Wolfgang der ihm einen wichtigen Vorsprung einbrachte. Bei der Jagd auf die gelben Bürger gab es auch kaum Unterschiede und so hatte er am Ende 8 in Lohn und Arbeit während ich 7 beschäftigte.

Im Prinzip änderte sich in den Epochen vor allem die Ware die es zu produzieren gilt. Und so kam uns der Ablauf doch nur wenig abwechslungsreich vor. Auch die Werkzeuge gab es eigentlich immer im Überfluss was sonst auch noch mal eine andere Strategie hätte in Frage kommen lassen können. So saßen wir dann nach der Notierung der Punkte am Ende etwas ratlos am Tisch und diskutierten beim Einpacken darüber was wir nun von diesem Spiel halten sollen. Sicherlich war vor allem in Epoche 1 zu erkennen, dass die Erfahrung aus der 1. Partie uns hier schon deutlich gezielter vorgehen ließ. Dies könnte sich bei einer Wiederholung des Spiels in den weiteren Epochen natürlich auch so fortsetzen.

Meine Gemeinde am Spielende

Doch allein schon die Spieldauer macht es aus meiner Sicht maximal zu dritt spielbar wenn man einmal alle Epochen durchspielen möchte. Und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass in diesem Spiel unglaubliches Potential steckt. Vieles wirkt allerdings arg umständlich und fummelig (vor allem die Lagerhaltung). Noch mehr wenn der eigene Gemeindeplan voll wird und sich überall Figuren und Plättchen ansammeln. Das ständige hin und her der Waren (vor allem wenn die Kolonie der Händler im Spiel ist) kann doch schon mal grobmotorisch veranlagte Spieler zur Weißglut bringen.

Wolfgang sagte schön treffend "Es ist ein Spiel welches sich in den verschiedenen Epochen nicht groß unterscheidet und vor allem den Umschwung von einer Arbeitersorte auf die nächste als Herausforderung bietet. Dies ist nicht wahnsinnig innovativ und interaktiv aber ich habe Spaß daran!". Und so ähnlich sehe ich es auch. Wenn ich ein Spiel suche wo mir meine Mitspieler nicht großartig in die Suppe spucken können und ich versuchen kann meine Produktion zu optimieren um nach einer langen Reise möglichst viele Punkte rauszuholen wird sich hier austoben können. Das ginge aber ohne große Abstriche auch alleine.

Es bleibt für mich also ein ähnliches Gefühl zurück wie ich es schon damals bei Mage Knight hatte. Ein tolles Spiel welches ich aber nur ungern mit mehr als zwei Spielern angehen möchte. Bei beiden ist sogar der Solo-Modus viel interessanter als in vielen anderen Spielen. Natürlich fehlt mir auch noch die Erfahrung der letzten Epoche um ein Gesamtbild zu bekommen. Zumindest habe ich mir jetzt vorgenommen es in naher Zukunft mal alleine durch alle 4 Zeitalter zu schaffe. In den restlichen Konstellationen wird sich zeigen ob es noch öfter auf den Tisch kommen wird...

 
Mögen die Karten/Würfel mit Euch sein!