Ich gebe zu, dass ich anscheinend mehr als empfänglich für diese Legacy-Spiele bin. Daher hatte ich mich auch auf kaum ein Spiel auf der Messe mehr gefreut als SEAFALL. Doch dann kamen die ersten Enttäuschungen (der hohe Preis und nur durch ewiges Anstehen bei Heidelberger zu beziehen). Fast zeitgleich sickerten im weltweiten Netz die ersten ernüchternden Meinungen zu dem Spiel durch. Von belanglosem Waren Hin- und Hergeschiebe war dort die Rede. So ging ich vor 2 Wochen auch relativ unaufgeregt in den Prolog. Doch spätestens da hatte mich das Legacy-Fieber wieder gepackt und nun stand die erste richtige Partie der Kampagne auf dem Programm...
| Spiel: | Seafall |
| Autoren: | Rob Daviau |
| Verlag: | Plaid Hat Games |
| Jahr: | 2016 |
| Spieler: | 3-5 |
| Spieldauer: | ca. 2-3 Stunden |
| Merkmale: | Legacy, Waren liefern, Piraten, Entdecken |
| Mitspieler: | Christopher, Gregor, Jörg, Michael |
VERLAUF UNSERER PARTIE / EINDRUCK
Im Einführungsspiel hatten wir ja erst einmal die grundlegenden Regeln gelernt und uns mit dem Spielmaterial vertraut gemacht. Es wurden erste Orte auf den bereits entdeckten Inseln erkundet und Namen für Berater, Inseln, Provinzen und Schiffe vergeben. Doch es gab noch keine tragreichenden Entscheidungen für den weiteren Verlauf der Kampagne. Und auch in Spiel 1 änderte sich noch nicht all zu viel. Und wenn doch werde ich es hier aus Rücksicht auf diejenigen die es noch spielen wollen nicht näher beschreiben, sondern nur Elemente erwähnen die auch in der öffentlichen Spielregel schon nachzulesen sind.
Während im Prolog noch die Erfüllung der 4 Meilensteine das Spielende auslöste, war nun das Ziel 11 Ruhmpunkte zu erlangen. Im Prinzip gingen wir diese Aufgabe dann auch ähnlich wie im Vorspiel an. Es wurden Waren eingekauft, wieder veräußert, Kunstschätze erworben, Schiffsausbauten und Gebäude errichtet, Berater eingestellt und natürlich auch weitere Orte der bekannten Welt erkundet bzw. überfallen. Neu hinzu kam die Möglichkeit nun auch die Provinzen der Mitspieler zu überfallen um ihnen ihr Hab und Gut zu stehlen oder z.B. Berater abspenstig zu machen. Aufgrund der jedoch starken Verteidigung dieser Heimathäfen wurde hiervon eigentlich kaum Gebrauch gemacht.
Zumal auch eifrig Geschütztürme gebaut wurden die dieses Vorhaben noch weiter erschwerten. So rückten automatisch auch die 4 offen ausliegenden Meilensteine in den Fokus (zumindest von Jörg und mir). Jörg ging dabei offensichtlich auf denjenigen der das Errichten von 3 Gebäuden belohnte. Ich hingegen versuchte Kunstschätze im Wert von 3 Ruhmespunkten zu sammeln. Für die übrigen beiden wären eine Erkundung bzw. ein Überfall auf den Ort mit dem höchsten Verteidungswert einer Insel nötig gewesen.
Für die Kunstschatz-Strategie war aber Geld nötig welches ich mir über den Verkauf von Waren holen wollte. So hatte ich auch ziemlich schnell den ersten erworben, kam dann aber gegenüber Christopher ins Hintertreffen der in einer Runde ca. 30 Gold einnahm und es nun auch auf diesen Meilenstein abgesehen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war auch erstmalig ein ganzes Jahr vergangen und wir lagen im folgenden Winter (und ca. 3 stündiger Spielzeit) mit ca. 4-6 Punkten knapp bei der Hälfte der Spielendebedingung.
Doch trotzdem sollte nun alles ganz schnell gehen. Denn bereits in der 1. Runde des zweiten Jahres holte sich Jörg nun den Meilenstein mit den drei Gebäuden und in diesem Zug unglaubliche 6 Punkte auf einen Schlag! Da er dies als Dritter der Spielerreihenfolge bewerkstelligte blieb nur mir noch die Chance darauf zu reagieren. Da der Kauf von zwei Kunstschätzen in einem Zug nicht möglich war, blieb mir die Entscheidung noch 1 sicheren Punkt zu machen indem ich Gebäude oder Aufwertungen kaufe oder das Risiko eingehe den höchsten Ort auf einer Insel zu erkunden und damit zumindest den Punkterückstand auf Jörg einigermaßen erträglich zu halten.
Ich entschied mich für die letztere Variante und hatte dann beim Würfel auch tatsächlich das nötige Glück um damit diesen Meilenstein zu erfüllen und immerhin 4 Ruhmpunkte einzufahren. Somit siegte Jörg mit 12 Punkten vor mir (10), Christopher (7) und Gregor(6). Diese Ergebnisse wurden in dem Buch der Geschichte eingetragen und werden so nun in den folgenden Spielen fortgeführt. Zudem haben die Spieler am Ende dann noch diverse Bonifikationen erhalten mit denen sie bestimmte Dinge mit in die späteren Partien nehmen können. Ich setzte z.B. den Wert meines Laderaums herauf um zukünftig mehr Waren transportieren zu können. Jörg hingegen erhöhte das Segel seines großen Schiffes um schneller voran zu kommen usw.
Als Sieger der Partie durfte Jörg dann auch noch einen besonderen Bonus nehmen und erhöhte die Verteidigungsstärke seiner Provinz um +1 da er in näherer Zukunft wohl mit Angriffen der neidischen Mitspieler rechnet. Wir alle konnten dann auch noch einen unserer Berater für Partie 2 an uns binden und deren Fähigkeiten unter Umständen sogar verstärken. Zudem müssen wir ab sofort auch die Konsequenzen für unsere Überfälle tragen. Denn eventuelle Feindschaftsmarker auf Inseln oder Tableaus der Gegner wurden nun fest dort aufgeklebt und sorgen beim nächsten Überfall oder Einkauf dort für einen Malus. Somit ist schon mal gewährleistet, dass wir in der folgenden Partie schon mal mit unterschiedlichen Bedingungen in das nächste Abenteuer starten werden. Allerdings mit Ausnahme von Christopher ...
Denn ihm hat SEAFALL leider so gar nicht gefallen und hat daher am Ende des Spiels mitgeteilt, dass er die Kampagne nicht weiter mitspielen möchte. Als Grund nannte er die deutlich zu hohe Downtime in dem Spiel. Gefühlt war es auch tatsächlich so, dass ein Spieler für seine Züge fast genau so lange gebraucht hat wie die anderen drei für ihre zusammen. Da ich in dieser Wartezeit immer damit beschäftigt war irgendwelche kleine Regelfragen zu klären und/oder schon mal meinen nächsten Zug grob zu planen, kam es mir auch nicht so quälend lange vor, kann aber dennoch verstehen, dass dies einem den Spaß ein wenig verderben kann. Und wenn dann der Gelangweilte während des Spiels dann auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit seinen Unmut kund tut, ist es wohl dann auch besser nicht dieser Konstellation fortzufahren.
Daher haben wir dann beschlossen bei diesem frühen Stand der Kampagne noch einen anderen Spieler zu fragen die Provinz von Christopher zu übernehmen oder sie eben zu dritt weiterzuführen. Denn zumindest wir drei hatten Spaß an SEAFALL und sind gespannt wie es weiter geht. Zumal sich ja auch neue Spielelemente zumindest schon mal für die nahe Zukunft angekündigt haben. Im direkten Vergleich mit PANDEMIC LEGACY bestand aber die mehrheitliche Meinung, dass SEAFALL hier (bisher) nicht dran kommt. Gerade eben weil aufgrund der kooperativen Natur bei PANDEMIE alle immer ins Spielgeschehen eingebunden waren.
Ich persönlich habe mich dieser Meinung als Einziger enthalten da ich es für eine Bewertung des Spiels noch zu früh finde. Hinzu kommt dabei natürlich auch, dass ich aber auch kein großer Fan von dem Grundspiel PANDEMIE war und dies nur durch das Legacy-Element zu einem tollen Spiel wurde. Bei SEAFALL liegt mir das Thema viel mehr am Herzen und nimmt mich viel mehr mit. Dazu ist es aber auch notwendig die Story in sich aufzunehmen. Dies gilt vor allem für die Textpassagen aus dem Logbuch. So finde ich es auch nicht gerade förderlich wenn beim Vorlesen dieser parallel über andere Dinge gequatscht oder am Smartphone rumgespielt wird. Denn so geht die ja vielleicht wichtige Hintergrundgeschichte des Spiels verloren.
All dies zeigt wieder einmal wie sehr das Gelingen eines Spielerlebnisses auch von der Gruppe lebt. Sind alle bereit sich voll darauf einzulassen sind die Chancen, dass es zündet auch deutlich höher als wenn von vorneherein schon Vorbehalte existieren. Ich freue mich schon wieder wie Bolle auf die nächste Runde die wohl auch noch in diesem Jahr stattfinden wird. Eine Vorfreude wie ich sie zuletzt nur bei TIME STORIES, PANDEMIC LEGACY oder jetzt aktuell bei STAR WARS REBELLION empfunden habe welches ich in der kommenden Woche erstmalig spielen werde um dann davon zu berichten...
Mögen die Karten/Würfel mit Euch sein!
