Dienstag, 20. November 2018

[Auswärtsspiel] Rückblick zur Spiel 2018 in Essen











Manche Dinge ändern sich nie. So wie die Vorfreude auf die Spiele-Messe in Essen die wie jedes Jahr im Oktober stattfindet. Lediglich der Grad der Euphorie unterscheidet sich. Vor allem im letzten Jahr war meine Liste mit Spielen auf die ich gespannt war doch ziemlich kurz und dementsprechend wenig (relativ betrachtet) Spiele fanden dann damals auch nur den Weg in meine Einkaufstaschen. Und im Nachhinein betrachtet waren 2017 auch nicht die ganz großen Kracher dabei wie z.B. 2016. TERRAFORMING MARS und SCYTHE landen nämlich noch heute regelmäßig auf dem Spieletisch. Hingegen ist dies bei NEW ANGELES, CAPTAIN SONAR oder BERGE DES WAHNSINNS leider nicht der Fall. Nicht weil ich diese Spiele nicht gut finde, sondern weil ich nur schwer Mitspieler für diese eher ungewöhnlichen Spiele finde. PHOTOSYNTHESIS habe ich hingegen ziemlich schnell wieder verkauft weil der Reiz der schönen Gestaltung dem doch eher trockenen Mechanismus Platz gemacht hat und nach wenigen Partien nicht mehr richtig begeistern konnte.

Auch die Flut an Legacy-Spielen die eine feste Gruppe an vielen Terminen bindet, hat dafür gesorgt andere Spiele nur noch schwer integrieren zu können. Ein QUEENDOMINO ist im Rückblick nach einem Jahr nun eher als Fehlkauf zu werten da es das, eigentlich wegen der Einfachheit so schöne KINGDOMINO, durch neue Regeln und Varianten wieder zu einem "normalen" Spiel macht, welches fast nie einer spielen möchte. MAJESTY hingegen möchte ich noch nicht aufgeben da ich dieses Spiel als Familienspiel immer noch gut finde und noch an seine Rückkehr an den Spieltisch glaube. CHARTERSTONE ist eines dieser erwähnten Legacy-Spiele die unsere Spielerunde zum Beispiel lange Zeit in Anspruch genommen hat obwohl die letzten Partien vor allem meine Mitspieler nicht mehr so richtig begeistern konnten. Sind anfangs noch alle heiß auf den neuen "Kracher", macht dies oft der Ernüchterung Platz und Termine zu finden wird immer schwerer. Letztendlich haben wir es durchgespielt, die Mehrzahl war aber auch froh als es dann vorbei war.

Richtig durchgesetzt hat sich vom Jahrgang 2017 eigentlich nur AZUL da es auch eines der wenigen Spiele ist die meine Frau mag und überhaupt viele Frauen in meinem Bekanntenkreis Spaß daran haben. Daher kann ich auch dessen Wahl zum Spiel des Jahres voll und ganz verstehen. Aber wegen einem Spiel von einem tollen Jahrgang zu sprechen fällt mir in der Nachbetrachtung schwer. Daher könnte man meinen, dass ich entsprechend skeptisch zur Spiel 2018 fahren würde. Doch schon beim Durchgehen der ganzen Vorschaulisten auf den einschlägigen Spiele-Portalen hatte ich schnell wieder eine relativ große Liste an Neuerscheinungen auf dem Zettel die ich mir angucken wollte. Und obwohl man ja eigentlich weiß, dass man davon wahrscheinlich mehr als die Hälfte wieder verkauft oder verstauben lässt, wandern doch wieder zahlreiche Spiele in die eigenen Einkaufstüten (mein Geist ist schwach)...

Also hieß es auch diesen Oktober wieder früh aufstehen und ab ins Auto nach Essen. Dieses Jahr fing die Messe für mich bereits wieder am Mittwoch an, da ich erneut für einen italienischen Verlag an zwei Tagen deren Neuheiten erklären sollte. Daher hieß es mittwochs schon hin, aufbauen helfen, die neuen Spiele abholen und diese dann abends zusammen mit den anderen Erklärbären kennenlernen. Schöner Nebeneffekt dabei ist, dass man sich an diesem Tag schon mal in Ruhe die Stände anschauen kann ohne sich durch  Menschenmassen zu schlängeln. Besonders interessant ist dabei die Neuheitenschau die ich nach der offiziellen Presserunde immer gerne besuche um mir die Spiele aufgebaut mal in Ruhe anschauen zu können. Bereits dabei fallen dann auch schon mal einige Neuheiten von meiner Liste runter. Zu meiner Freude war es dieses mal sogar schon möglich Spiele zu kaufen und so besorgte ich mir zwei meiner Blindkäufe (SPIRIT ISLAND und DISCOVER) bereits am Mittwoch. 

Freitag und Samstag habe ich erklärt und somit blieben nur noch der Donnerstag und Sonntag um selber shoppen zu gehen. Da sonntags traditionell meine Familie mit geht, musste ich also schon viel am Donnerstag erledigen. Nur gut wenn man dann aufgrund seines Jobs als Supporter Tickets hat, mit denen man 1 Stunde eher als das breite Publikum in die heiligen Hallen kommt. Da wir bereits wussten, dass ADVENTURE ISLAND nur in kleiner Auflage auf der Messe verfügbar sein wird, ging unser erster Gang zu Pegasus wo wir dieses Spiel auch kauften. Danach ging es zum Verlag Matagot wo wir zu dritt TREASURE ISLAND (Inseln waren anscheinend ein großes Thema dieses Jahr) testeten.

Diese spielerische Adaption des Romans "Die Schatzinsel" lässt einen Spieler in die Rolle Long John Silver's schlüpfen der auf einer Insel seinen Schatz versteckt hat. Die anderen Mitspieler/Piraten müssen nun versuchen aufgrund von Hinweisen diesen zu finden. Dabei malt man mit Hilfe spezieller Stifte und Schablonen auf dem Spielplan herum und versucht den Fundort immer weiter einzugrenzen. Nach einer bestimmten Rundenanzahl kommt Long John frei und spurtet ebenfalls zum Gold und wer zuerst dort ankommt gewinnt. Dies war bei uns sehr knapp und spannend und machte Lust auf mehr. Leider war es aber nur in englisch erhältlich und da eine deutsche Version sehr wahrscheinlich ist, habe ich mir vorgenommen TREASURE ISLAND erst dann zu holen.

Dann holten wir uns erst einmal diverse Vorbestellungen ab (Erweiterungen zu TERRAFORMING MARS und SCYTHE). Diese Erweiterungen zu zwei meiner Lieblingsspiele schröpften mein Budget aber schon gewaltig zusammen und so versuchten wir zunächst mal Spiele auszuprobieren die in den hinteren Hallen zu finden waren. Dabei stießen wir in Halle 5 auf das optisch sehr verlockend aussehende MAGNIFICIENT FLYING MACHINES von Medusa Games. Einerseits mit toller Grafik und andererseits mit einem noch nicht so verbrauchten Thema. Denn hier versuchen wir mit den unglaublichsten Flugmaschinen eine Art Rennen zu gewinnen. Das Setting erinnert ein wenig an den alten Film "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" aus den 1960er Jahren. Vor allem durch Würfeln versucht man schnell ans Ziel zu kommen. Doch nebenbei sollte man auch noch Passagiere und Fracht befördern und das eine oder andere Kunststück einbauen. Erschwert wird das Ganze noch durch Wetterbedingungen und die Handkarten der Mitspieler die einem mal die Tragfläche ansägen oder anderweitig sabotieren. Genau diese Handkarten machen aus diesem Neuling aber auch ein sehr glücksbetontes Spiel wo einem auch schon mal gehörig in die Suppe gespuckt wird. Dies ist nicht jedermanns Sache und somit für mich ein Spiel das ich gerne wieder mitspielen würde, aber nicht unbedingt besitzen muss.

Viel mehr konnten wir an diesem Tag auch gar nicht testen. Lediglich beim Verlag Sit down spielten wir zusammen mit einer Mutter und ihrem ca. 8-jährigen Sohn noch GRAVITY SUPERSTAR. Optisch und mechanisch erinnerte es mich ein wenig an RASENDE ROBOTER. Jeder Spieler hat einen Astronauten und ca. 6 verschiedene Handkarten die bestimmte Bewegungen ermöglichen (z.B. einen Schritt nach rechts oder links oder eine Drehung um 90/180 oder 270 Grad). Hat die Figur danach nicht mehr festen Boden unter den Füßen fällt sie so lange bis dies wieder der Fall ist und sammelt dabei bunte Sterne ein die jeweils einen Siegpunkt bedeuten. Immer zwei Sterne einer Farbe bedeuten einen Extrapunkt. Kickt man dabei einen Mitspieler aus dem Feld darf man ihm einen Stern klauen. Beim Überfliegen bestimmter Felder bekommt man Scheiben die einem Doppelzüge erlauben. Dies war ganz nett aber auch nicht sonderlich spektakulär. Ich denke für die Mutter und ihr Kind war es deutlich spaßiger und dies sollte wohl auch die richtige Zielgruppe für das Spiel sein.


Damit war der Donnerstag auch schon vorbei und es folgten zwei Tage als Erklärer. Somit hieß es erst Sonntag wieder ab durch das Gedränge in den Gängen. Und obwohl wir an diesem Tag erst um ca. 11 Uhr drin waren (die Parkhäuser waren voll) sollten wir einige Familienspiele ausprobieren können. Wir begannen bei Amigo Spiele mit LIGHTHOUSE RUN. Einem sehr schönen Schiffswettrennen mit 3D-Leuchttürmen. Ziel ist es seine Schiffe mit Hilfe von Karten möglichst weit nach vorne zu bringen bevor die böse Wolke die Kähne einholt und aus dem Spiel nimmt. Dabei hat jeder das gleiche Kartendeck und spielt jede Runde eine neue davon aus. Damit darf er das Licht auf einem der Leuchttürme an - bzw. ausmachen und dann seine oder evtl. auch andere Schiffe vorwärts ziehen. Dabei dürfen Schiffe aber nur auf Felder fahren die beleuchtet sind und das eine oder andere mal zwingt dich die Karte dazu auch Boote anderer Spieler mitzuziehen. Das erinnerte mich ein wenig an EMERALD und CARTAGENA und fand es als Familienspiel gut gelungen. Da es aber bei meinen Jungs und meiner Frau auch keine Begeisterung auslöste gingen wir zum nächsten Spiel weiter. 

Das hieß X-CODE und ist ein hektisches kooperatives Spiel bei dem man Zahlenkarten auf die entsprechenden Felder des Spielplans ablegen muss und zwar immer deren 3 (also z.B. drei 9er auf das Feld 9). Die Zahlenkarten befinden sich auf der Hand der Spieler die es nun hinbekommen müssen, dass einer von ihnen jeweils drei Karten des selben Werts hat. Getauscht werden dürfen die Karten aber nur immer mit dem linken oder rechten Nachbarn (auf der Karte ist die Richtung vorgegeben). Dieser muss dafür aber auch eine passende (Richtung) Karte zurückgeben. Braucht also bei 4 Spielern mein Gegenüber dringend die dritte 5 und ich habe sie auf der Hand, muss ich diese erst einem meiner Nachbarn im Austausch gegen eine andere Karte geben und der müsste sie dann wiederum weitereichen usw. Da dies alle gleichzeitig tun und nach bestimmten Ziffern rufen, entsteht schnell Hektik am Tisch die es zu organisieren gilt. Denn gleichzeitig läuft eine Sanduhr (3 Minuten Dauer) die das Spiel beendet wenn sie durchgelaufen ist. Hat man bis dahin nicht alle Felder von 0-9 und zwei Sonderfeldern (# und *) gefüllt, verliert die Gruppe das Spiel. Hilfe gibt es aber wenn man drei Sanduhrenkarten auf der Hand hat und abwirft. Dann wird der Timer einfach umgedreht was neue Zeit verschafft. Auch hier fühlten wir uns ganz gut unterhalten, waren aber skeptisch ob dies langfristig begeistern kann.

So kamen wir dann zum Stand von Haba die mit MOUNTAINS wieder ein Familienspiel im Angebot hatten. Hier galt es Berge zu besteigen und dabei Stempel für unseren Wanderpass zu sammeln. Je höher der Berg ist desto mehr Ausrüstung benötigt man. Diese Gegenstände hat man in Form von Karten auf seiner Hand. Deckt man nun eine Bergtour auf ist dort abgebildet welche Gegenstände man braucht. Diese muss man auf der eigenen Hand haben oder wissen wer diese besitzt. Für die Abgabe eines Gefallensteins kann man nämlich einen Mitspieler nach einen bestimmten Gegenstand fragen der einem selbst noch fehlt. Hat er diesen auf der Hand muss er dies vorzeigen. Schafft man so seine Tour bekommt man eventuell Stempel oder andere Boni (neue Ausrüstung usw.).So oder so sammelt man immer mehr Informationen über die Kartenhände der Mitspieler wodurch MOUNTAINS zu einer sehr interessanten MEMORY-Variante wird die uns durchaus zu gefallen wusste.

Dann ging es eher in die hinteren Hallen wo wir eine kleine Pause bei einem Tisch-Minigolfspiel machten. Wobei ich mich schwer tue dabei von einem Spiel zu sprechen. Man baut sich aus verschiedenen hölzernen Streckenteilen eine Bahn zusammen und muss nun versuchen diese mit möglichst wenig Schlägen zu schaffen. Sicherlich ganz schön anzuschauen aber spielerisch leider ohne großen Mehrwert.



Ganz anders dann beim Spiel WELCOME TO... wo wir eine typische amerikanische Vorstadtsiedlung in den 50er/60ern planen. Im Prinzip werden einfach nur 3 Karten aufgedeckt und aus diesen (und den Rückseiten der Stapel) sucht man sich die gewünschte Aktion aus um damit möglichst viele Punkte zu machen. Also quasi ein Spiel wie Qwixx, GANZ SCHÖN CLEVER usw. aber eben nicht mit Würfeln sondern Karten. Dafür war es aber für meinen Geschmack etwas zu komplex um alle am Tisch zu halten. Zumindest mein Junior (9 Jahre) verlor schnell das Interesse an diesem Spiel und schaute immer zum Stand gegenüber wo ein kleines Fußballfeld aufgebaut war. Während der Rest der Familie die Partie aber noch beenden wollte, ging ich mit meinem Jüngsten rüber zu KICKET. Eine Fußballsimulation bei der man die Spielfiguren auf einem Teppich mit den Füßen in die gewünschte Richtung schubsen musste. Dies aber nicht um stumpf den kleinen Ball zu treffen und diesen ins Tor zu befördern - Nein! Hier geht es darum seine Figur in Reichweite (eine Fußbreite Abstand) des Balls zu befördern. Wenn einem dies gelingt darf man nun eventuell den Ball direkt mit dem eigenen Fuß auf das Tor schießen in dem der Gegner mit einem Bein hinter und vor dem Tor steht und versucht diesen abzublocken. Dies stellt die Regeln aber nur grob dar und wurde uns von dem extrem engagierten Erfinder des Spiels deutlich detaillierter erklärt. Es klang auf jeden Fall nach einem großen Spaß für den heimischen Garten wo man eine Partie KICKET gemütlich bei Grillwurst und Bier spielen kann. Daumen hoch für diese tolle Idee!

Zum Abschluss eines langen Tages saßen wir dann noch zu einer Partie RAILROAD INK zusammen. Dabei würfelt ein Spieler die 4 Würfel die Abbildungen von Straßen und/oder Schienen zeigen. Diese müssen nun von jedem Spieler auf seinen Spielplan eingezeichnet werden. Und zwar so, dass damit nach 7 Runden (?) möglichst viele Startpunkte am Rand des Rasters am Ende mit einem Straßen/Schienennetz miteinander verbunden sind. Es stehen jedem auch noch 6 Sonderformen zur Verfügung die einmalig genutzt werden können. Wer dieses am geschicktesten einzeichnet gewinnt am Ende. Ich weiß nicht ob es daran lag, das am Ende des Tages die Konzentration schon etwas im Keller war oder doch am Spiel. Aber bei allen erzeugte dieses Spiel eher Frust als Spaß. Vor allem der Kleine war mit dem richtigen Einzeichnen der Strecken leicht überfordert und so fiel es bei uns leider völlig durch.

So ergab sich am Ende folgender Einkaufsstapel der mich dann die nächsten Wochen erst einmal beschäftigen wird. Von den Eindrücken dazu werde ich dann hier wieder berichten...




Mögen die Karten/Würfel mit Euch sein!