Donnerstag, 11. Juni 2015

In Zeiten des Wandels

Spiel: Im Wandel der Zeiten (Through the Ages)
Autor: Vlaada Chvatil
Verlag: Pegasus (Czech Board Games)
Jahr: 2008 (2006)
Spieler: 2-4
Spieldauer: 3-5 Stunden
Merkmale: Zivilisationsaufbau, Rohstoffmanagement, Krieg
Mitspieler: Christopher, Gregor, Michael   


Am letzten Spieleabend stand eines meiner absoluten Lieblingsspiele auf dem Programm. Bereits kurz nach seinem Erscheinen im Jahr 2006 (damals unter dem englischen Namen "Through the Ages") war es ausverkauft und erntete viel Lob in der Spielerszene. Was folgte war eine vom Material her leicht verbesserte 2nd Edition die ich dann damals auch erwarb. Und seit 2008 ist es dann auch in deutsch beim Pegasus-Verlag erschienen. Seither habe ich es ca. 25 mal gespielt, aber die Partien die ich gewonnen habe kann ich wohl an einer Hand abzählen. Und das ich es trotz dieser vernichtenden Siegquote so gerne spiele, zeigt mir immer wieder wie sehr ich es mag ...

WORUM GEHT ES?

Im Grund ist es eigentlich nur ein Kartenspiel. Zumindest dreht sich alles um sie. Mit ihnen entwickeln wir unsere Zivilisation von der Antike bis zur Neuzeit. Je nach gewählter Spieldauer (Einstiegs-, Fortgeschrittenen- oder Expertenspiel) spielen wir weniger oder mehr dieser Epochen durch. Jedes Zeitalter besteht nämlich aus einem Kartenstapel in dem sich historische Persönlichkeiten, Technologien, Weltwunder oder auch einfach nur Aktionskarten befinden. Diese gilt es neben den Anfangsentwicklungen, die man bereits auf seinem Spielertableau abgebildet hat, zu erwerben und möglichst sinnvoll für seine Zwecke einzusetzen.


Dazu stehen jedem Spieler Aktionspunkte zur Verfügung die sich in zivilen und militärischen unterscheiden. Mit Hilfe der zivilen Aktionen kann ich z.B. die eben erwähnten Karten aus der offen ausliegenden Kartenreihe kaufen um damit meine Rohstoffproduktion zu erhöhen, Anführer anzuwerben oder eben die Anzahl meiner Aktionspunkte zu verändern. Mit den militärischen Aktionen bilde ich vorwiegend Armeen oder greife die Mitspieler an. 

Das Herzstück des Ganzen ist aber das Management der Ressourcen. Hier gibt es auch zwei Sorten: Die Bevölkerung und die Rohstoffe. Beides kann ich nicht uneingeschränkt ausgeben und einsetzen. Man muss stattdessen immer darauf achten stets klug zu planen und nicht zu viel Ressourcen anzuhorten, da diese sonst verloren gehen. Und dies sollte unbedingt vermieden werden. Das macht "Im Wandel der Zeiten" damit auch zu einem Spiel welches nur wenig Fehler verzeiht. Es kann durchaus sein, dass man sich quasi ins Abseits gespielt hat und plötzlich keine Bevölkerung mehr "produzieren" kann, weil nicht genügend Nahrung produziert wird um alle zu versorgen. Dies macht es vor allem auch Anfänger schwer gegen erfahrene Spieler zu bestehen (sollte man zumindest meinen) wenn diese nicht mit Hinweisen und Tipps bei der ersten Partie aushelfen.

Ziel ist es seinem Volk möglichst viele Kulturpunkte zu bescheren. Diese liefern eben die bereits erwähnten Karten für unterschiedlichste Dinge. Je nachdem welche Karten man ausliegen und besetzt hat, generiert das Volk ein gewisse Anzahl an Kulturpunkten. Diese Anzahl wird dem Punktekonto jede Runde auf der Siegpunktleiste gutgeschrieben. Genau so verhält es sich auch mit den Wissenspunkten. Diese entscheiden zwar nicht über den Sieg, sind aber extrem wichtig um die genommenen Karten später auch ausspielen/entwickeln zu können.

Zuletzt gibt es auch noch eine Anzeige für die militärische Stärke einer Nation. Diese ist wiederum notwendig um erkennen zu können welcher Spieler zu einer Bedrohung durch Angriffe werden könnte. Ist man hier erst einmal deutlich ins Hintertreffen geraten, wird man immer häufiger zur Zielscheibe der Mitspieler und es entsteht oft ein Teufelskreis, da man nun immer mehr Ressourcen aufbringen muss um diese Lücke wieder zu schließen. Kann oder will man dies nicht, könnte das Spiel ebenfalls recht schnell erledigt sein für denjenigen.

Helfen können auch hier die Karten von denen nach dem Zug jedes Spielers neue in die Kartenreihe hinzugefügt und auch entfernt werden. So werden bestimmte Karten günstiger und manche auch unerreichbar bzw. sehr teuer. Und hier liegt auch die große taktische Herausforderung und Variabilität dieses Spiels. Auch wenn man sich schon vorher eine Strategie überlegt hat, muss man diese dann doch dem Spiel anpassen wenn die erhofften Karten erst spät auftauchen oder genau dann teuer sind wenn ich an der Reihe bin. Oder noch schlimmer die Mitspieler schnappen sie mir vor der Nase weg!

So muss man immer wieder im Spielverlauf Entscheidungen treffen, Pläne verwerfen und auf die richtigen Karten hoffen. Ab dem fortgeschrittenen Spiel kommen dann auch noch die politischen Aktionen hinzu die es z.B. erlauben Pakte mit den Mitspielern zu schließen oder zu brechen. Ebenso sind dann Angriffe möglich deren Androhung manchmal schon mehr Angst verbreiten als deren Ausführung. Im Expertenspiel kommen dann auch noch Kriege mit hinzu die den militärischen Aspekt noch mehr hervorheben. Das Ende naht wenn die letzte Karte aus den Stapeln in die Reihe gelegt wurde und es gewinnt dann eben doch der Spieler der die meisten Kulturpunkte ansammeln konnte.


VERLAUF UNSERER PARTIE

Da wir mit Gregor eine Neuling dieses Spiels am Tisch hatten, haben wir uns für die mittlere Version (Fortgeschritten) entschieden. Somit mussten wir uns erst einmal nicht um Kriege kümmern und hatten aber trotzdem mit Angriffen genügend Interaktion untereinander. Ebenso hatten wir den Anführer Michelangelo aus dem Spiel genommen, da dieser in dieser Version doch sehr übermächtig sein kann. 

Recht schnell zeigte sich, dass Gregor das Spielprinzip schnell verstand und seine Ressourcen gut im Griff hatte. Ich versuchte es zunächst mit dem Anführer Cäsar, der mir eine zusätzliche militärische Aktion und 1 Stärkepunkt gab. Dadurch wollte ich mich gleich vor Angriffen der Mitspieler absichern und zudem möglichst viele Aktionen sammeln. Dazu passte auch das Weltwunder der Pyramiden die mir eine zusätzliche Zivilaktion einbrachten.

Doch nach der Antike ging mir merklich die Luft aus. Meine Rohstoffproduktion lief zwar recht erfolgreich, aber es mangelte mir doch zu sehr an Wissenspunkten. Zudem erwischte ich in Zeitalter I mit Columbus auch nur einen relativ schwachen Anführer. In dieser Phase kippte auch die Punktewaage in Richtung Neuling Gregor der mit seinem Anführer James Cook nun ordentlich Kulturpunkte pro Runde sammelte und davon zog.

Erst jetzt gaben wir quasi den Welpenschutz auf und fingen an den militärisch unterlegenen Rookie anzugreifen. Doch dafür war es anscheinend schon zu spät, denn obwohl der Vorsprung am Ende noch mal etwas schmolz, rettet er einen knappen Vorsprung ins Ziel und gewann vor mir und Christopher.


FAZIT

 

Es hat nicht lange gedauert bis mich der Reiz dieses Spieles wieder gepackt hatte. Obwohl ich es schon länger nicht mehr auf dem Tisch hatte, war da wieder dieser Ehrgeiz eine möglichst gute Siegpunkt-, Wissenspunkt- und Ressourcenmaschine ans Laufen zu bekommen. Und wieder einmal ist es mir nicht so wirklich gelungen. Dieses Spiel will aus meiner Sicht erforscht werden. Und so sehne ich mich quasi schon wieder nach einer Revanche, bei der man natürlich alles besser machen möchte und es dann wahrscheinlich doch wieder nicht schafft ... 

 

Auch bei diesem Spiel wäre es hilfreich einige Partien kurz nacheinander zu spielen um nicht nach all zu langer Pause wieder bei 0 anfangen zu müssen. Da so ein episches Spiel (Spieldauer kann über 4 Stunden betragen) aber nicht so oft zum Einsatz kommt, gibt es im Internet die Möglichkeit es auch online und sogar kostenlos (über Spenden freut sich der Programmierer der Seite bestimmt) zu spielen. Auf der Webseite http://www.boardgaming-online.com wird es angeboten und man kann hier eine Partie auch mal locker in 1 Stunde spielen. Vor allem die Abnahme des Verwaltungsaufwandes (Punktemarker vorziehen, Punkteleisten anpassen etc.) spart hier viel Zeit und ist eine gute Alternative um zumindest die Regeln bis zur nächsten "echten" Partie zu konservieren.

 

Wer mag kann mich gerne dort zu einer Probepartie anschreiben. Mein Nickname dort lautet Suko4780 und jeder der diesen Eintrag gelesen hat weiß ja nun auch, dass die Chancen auf einen Sieg gegen mich nicht sooo schlecht stehen ;-)


In meiner eigenen Bewertungskategorie landet dieses Spiel ganz klar in Kategorie 1:

1 - Für dieses Spiel könnte man mich auch nachts wecken!
  
Mögen die Würfel/Karten mit Euch sein!