Mittwoch, 8. Juli 2015

And the winner is ...


Jawohl - Colt Express hat das Rennen um den begehrten roten Pöppel in diesem Jahr gewonnen. Und wer hat es schon damals geahnt? Na? Richtig! Zumindest war dieses Spiel schon damals bei meinem Posting hier einer der Favoriten auf diesen Titel. Nun hat es sich tatsächlich gegen die beiden Mitstreiter MACHI KORO (Kosmos) und THE GAME (NSV) durchgesetzt. Ob zu Recht oder nicht, darüber werden sich nun wieder unzählige Leute (zumindest in der Spielerbranche) ihre Köpfe heiß diskutieren. Denn über Geschmack lässt sich ja nun mal vorzüglich streiten.

Doch letztendlich geht es da aus meiner Sicht auch gar nicht mal so darum wie es uns Spielern gefällt. Viel wichtiger ist das Ziel welches mit dieser Auszeichnung verfolgt wird. Es soll denjenigen eine Orientierung bieten, die hilflos im Spieleladen stehen und nicht wissen was sie kaufen sollen. Das Gütesiegel "Spiel des Jahres" soll dabei helfen und vor allem spielunerfahrenen Familien als "Einstiegsdroge" dienen. Es darf also kein all zu komplexes Spiel sein und muss schnell erklärt werden können.

Rein von meinem Spielgeschmack war dieses Spiel von den drei Nominierten jenes, welches mir persönlich am besten gefällt. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob es für die genannte Zielgruppe die beste Wahl war. Denn zumindest aus meiner Erfahrung hat dieses Spiel von den möglichen Preisträgern die höchste Einstiegshürde. Das Planen von Aktionen im Voraus und das Ausführen der selbigen später, machte einigen Wenigspielern doch etwas Probleme zu Beginn. Und wenn ich mir vorstelle, dass dieses Spiel an Weihnachten unterm Christbaum ausgepackt wird und niemand da ist der es kennt und erklären kann, könnte es doch das eine oder andere Fragezeichen auf der Stirn der Spielwilligen geben.

Daher wäre von den Nominierten MACHI KORO aus meiner Sicht die beste Wahl gewesen. Hier sind die Regeln sehr übersichtlich und auch kleinere Kinder können hier schon mal zusammen mit den Erwachsenen viel Spaß haben. Letztendlich geht bei diesem Spiel darum sich mit Karten (Gebäude mit Zahlen von 1-12) eine Stadt zu bauen. Dabei werden in jeder Runde 1-2 Würfel geworfen und je nach Augenzahl erhalten die Spieler für ihre Gebäude mit dieser Zahl Einkommen oder ähnliches. Mit diesem Geld kauft man sich weitere Karten und versucht als Erster die 4  großen Bauvorhaben  fertigzustellen. Wem dies gelingt hat das Spiel gewonnen. Super einfach erklärt und schnell gespielt. Wie gesagt, in einer richtigen Spielerrunde würde ich COLT EXPRESS jederzeit vorziehen, aber im Kreise der Familie oder mit Spiel-Anfängern wäre MACHI KORO erste Wahl. Zudem ähnelt das Prinzip der Einkommensbeschaffung an die SIEDLER VON CATAN und man könnte die Spieler anschließend auch an ein solches Spiel heranführen.

Für mich ganz klar der Außenseiter von den Anwärtern war THE GAME. Es hat sicherlich ein gewisses Suchtpotential bzw. einen Anreiz diese Knobelaufgabe zu lösen, aber mehr ist es für mich auch nicht - eine Knobelei und kein Spiel! Das Spiel besteht aus Karten im Wert von 2-99 und man muss versuchen seine Handkarten so anzulegen, dass man zwei aufsteigende (von 1-100) und zwei absteigende (von 100-1) Reihen bildet. Da man aber immer nur eine gewisse Anzahl an Karten auf der Hand hat und immer mindestens 2 spielen muss, kommt man oft in Situationen in denen man größere Sprünge machen muss, die es einem schwer machen am Ende alle Karten los zu werden. Doch nur dann gewinnt man THE GAME. Man kann sich alleine oder mit bis zu 5 Spielern  an diese Aufgabe heran wagen. Bei mehreren Spielern sind Absprachen in gewissen Grenzen erlaubt und erinnert so auch ein wenig an den Preisträger von 2013 (HANABI). Für mich einfach zu wenig Spiel um den roten Pöppel zu verdienen.

Es bleibt also abzuwarten wie sich COLT EXPRESS bei den Familien zu Hause durchsetzen wird. Für mich persönlich ein schöner Preisträger wenn auch vielleicht nicht der optimale aus den Nominierten. Mehr kann man darüber übrigens auch direkt auf der Webseite der Jury Spiel des Jahres erfahren:




Seit 2011 gibt es neben dem roten Pöppel übrigens auch noch eine graue Version. Damit soll das Kennerspiel des Jahres prämiert werden. Diese Spiele liegen vom Anspruch her etwas höher als die roten Geschwister. Dennoch sind dies nicht hochkomplexe Spiele, sondern quasi die nächste Stufe vom Spiele-Rookie zum "normalen" Spieler. Danach kommen sicherlich noch einige Komplexitätsgrade für die Vielspieler, aber die haben quasi mit dem "deutschen Spielepreis" ihre eigene Auszeichnung, die auch direkt von den Spielern gewählt wird. Um aber auf das Kennerspiel des Jahres zurück zu kommen. Hier konnte sich das Spiel BROOM SERVICE von Alea durchsetzen. Nominiert waren hier noch ORLEANS (dlp Games) und ELYSIUM (Space Cowboys). Darauf werde ich hier aber nicht näher eingehen und verweise hier ebenfalls auf die Webseite der Jury:


Für die Verlage hat diese Auszeichnung natürlich vor allem  finanzielle Vorzüge, doch so oder so finde ich alle Instrumente gut die vielleicht auch anderen Leute zu diesem schönen Hobby führen und dafür Interesse wecken. Also herzliche Glückwünsche an Autoren und Verlage zu den Auszeichnungen 2015.

Mögen die Karten/Würfel mit Euch sein!