Montag, 14. August 2017

[Spielbericht] #27/2017: Villen des Wahnsinns 2. Edition (Szenario 1 + 2)


Lange hatte ich dieses Spiel so gar nicht auf meinem Schirm. Doch durch diverse Postings auf YouTube oder in bestimmten Facebook-Gruppen fiel mein Fokus dann doch auf dieses Game. Als es bei unserem 14-tägigen Spieletreff im Ort auch noch jemand dabei hatte, war meine Neugier geweckt und wir spielten an diesem Abend eine Kennlernpartie. Diese wurde aber abrupt beendet als der Akku des dafür benötigten Tablets (Spiel funktioniert über eine App) den Dienst versagte. Doch das Interesse war geweckt und kurzerhand leihte ich mir dieses Exemplar von meinem Mitspieler aus und konnte es dann auch mehrmals innerhalb meiner Familie und mit meiner Freitagsgruppe spielen. Hier nun der Bericht dazu wie es uns gefallen hat ...    

Spiel: Villen des Wahnsinns 2. Edition
Autoren: Corey Konieczka
Verlag: Heidelberger Spieleverlag
Jahr: 2016
Spieler: 1-5
Spieldauer: ca. 1-5 Stunden
Merkmale: Kooperativ, Lovecraft, Abenteuer, Monster
Mitspieler: Christopher, Gregor, Michael


SPIELABLAUF 

Grundsätzlich war die Hauptänderung der 2. gegenüber der 1. Edition, dass nun alle Spieler gemeinsam gegen das Spiel antreten (voll kooperativ). Zuvor war es so, dass ein Spieler so eine Art Spielleiter gab und versuchte die anderen Mitspieler an der Lösung des Falls zu hindern. Und im Prinzip geht es genau darum - einen mysteriösen Vorfall in einer geheimnisvollen Villa zu klären. Dazu sucht sich jeder Spieler einen Ermittler aus und stürzt sich in das Abenteuer.

Den Aufbau und die Einführung in das Geschehen übernimmt dabei die App die nach der Wahl des gewünschten Szenarios einen kurzen Einleitungstext vorliest und somit vermittelt worum es wohl gehen könnte. Hat man dem technischen Assistenten dann mitgeteilt welche Charaktere am Spiel teilnehmen, bekommt man entsprechend ausgewählte Gegenstände (Karten) angeboten die dann innerhalb der Gruppe verteilt werden sollten. Dazu sind wieder einmal die Fähigkeiten der Personen wichtig. Wer sich bereits in Spielen aus dem ARKHAM-Universum auskennt wird hier viele bekannten Dinge wieder finden. So bestimmen Parameter wie Stärke, Geschicklichkeit, Wissen, Wahrnehmung, Einfluss und Willenskraft die Ausrichtung eines Spielers.

Pater Matteo überzeugt vor allem durch seine extrem ausgeprägte Willenskraft...

Dazu hat jeder Ermittler auch noch eine persönliche Fähigkeit und zwei lebenswichtige Werte für körperliche und geistige Gesundheit. Mit all diesem Handwerkszeug versammeln wir uns im Einstiegsabenteuer in der Empfangshalle der Villa von Mr. Vanderbilt der verschwunden ist und dessen besorgter Butler uns zur Hilfe gerufen hat. Mehr als diesen einen Raum (ein Pappteil welches auf dem Spieltisch platziert wird) sehen wir zu Beginn von dem Gebäude nicht und nur durch das Öffnen von Türen und anderen Durchgängen wächst der Spielplan im Laufe einer Partie zu einem immer größer werdenden Haus zusammen. Wann dies geschieht und wo welches Spielplanteil platziert werden muss sagt uns wieder die allwissende App.

Damit ist auch schon eine mögliche Aktion im Zug eines Spielers erklärt - das Erkunden. Denn in fast allen Räumen befinden sich unterschiedliche Pappmarker die wir mit einer von zwei verfügbaren Aktionen pro Zug untersuchen können. Dabei kann man Gegenstände oder Hinweise finden die mal mehr und manchmal auch weniger hilfreich sind. Oder sie öffnen eben auch einen Durchgang in einen weiteren Raum der nun ebenfalls wieder Durchsuchenwertes enthält. Um diesen zu betreten ist die Aktion Bewegen notwendig. Bis zu 2 Felder weit kann ich damit meine Figur ziehen. Stehe ich mit anderen Kollegen auf einem Feld kann ich aber auch Gegenstände austauschen oder auch kämpfen!

Denn es wäre ja kein Spiel in der Welt des Cthulu-Mythos wenn wir nicht auch immer wieder auf grauenhafte Monster und fanatische Kultisten (in Form von Plastikminiaturen) treffen würden. Diese haben nur zwei Ziele - nämlich uns zu verwunden oder in den Wahnsinn zu treiben. Trifft man auf einen solchen Gegner kann man über die App auch einen Angriff starten. Hier ist dann noch wichtig ob ich unbewaffnet angreife oder mit einer bestimmten Art von Waffe. So oder so führt dies dann zu einer Würfelprobe die ich aufgrund meiner Skills mit weniger oder mehr Würfeln abhalten darf (Klingenwaffen erfordern oft Geschick während schwere Waffen meistens Stärke verlangen). Je nach Wert darf ich entsprechend viele 6-Seiter werfen und versuche dabei möglichst viele Erfolgssymbole zu erzielen.

Die Kreaturen Cthulus warten auf ihren Einsatz...

Haben alle Ermittler ihre beiden Aktionen beendet (wer wann an der Reihe ist bleibt den Spielern jede Runde neu überlassen) folgt die Mythosphase in der die App die Kontrolle übernimmt. Jetzt können zunächst Ereignisse eintreten die den Helden das Leben schwer machen oder es passiert auch schon mal gar nix. Befinden sich in dieser Phase noch Monster in der Villa, bewegen dieses sich nun zielgerichtet auf die Eindringlinge zu und greifen uns eventuell auch an. Da diese Kreaturen zudem so unglaublich angsteinflößend wirken, muss jeder Ermittler der sich am Ende dieser Phase in Reichweite (3 Felder ohne das Türen dazwischen sind) eines solchen Wesens befindet noch einen Horrortest abhandeln (=Würfeln).

Dies geht so lange bis die Gruppe das Spielziel, welches sich erst im Laufe der Runde offenbart, erreicht hat oder das Grauen einen Charakter ausgeschaltet hat. In diesem Fall haben die übrigen Mitstreiter noch eine Runde Zeit das Geheimnis zu lüften bevor das Böse gewinnt. Ausgeschieden ist man in jedem Fall wenn man zum zweiten mal Schaden in Höhe seines Ausdauerwertes kassiert hat. Dieser Schaden wird auch in Form von Karten nachgehalten. Dabei kann es sein, dass man Schadenskarten verdeckt (dann interessiert nur deren Anzahl) oder auch offen erhält. Auch die offenen zählen gegen den Ausdauerwert, haben aber oft auch noch unangenehme Nebeneffekte (z.B. 1 Würfel weniger bei bestimmten Proben usw.).

Hat man erstmalig zu viel Schaden gesammelt wird man verwundet und kann ab sofort nur noch 1 x pro Zug die Bewegungsaktion wählen. Immerhin gibt man dann alle Schadenskarten ab und sollte man nun noch mal seinen Ausdauerwert erreichen scheidet man aus. Ähnlich ist es bei dem geistigen Schaden (Horror genannt). Wurde hier allerdings der kritische Punkt zum ersten mal erlangt, bekommt man zunächst eine "Wahnsinnig"-Karte. Diese enthält auf der Rückseite eventuell eine neue Siegbedingung die das Spielziel dieses Ermittlers umgehend ändern kann. Er muss z.B. bestimmte Gegenstände an sich bringen bevor der Fall gelöst ist um mit zu gewinnen. Oder er muss sogar ab sofort gegen die Gruppe spielen und deren Ziele sabotieren um alleine das Spiel zu gewinnen!

Dazu kommen noch viele kleine Details die mir vor allem durch ELDRITCH HORROR bekannt waren (Zustände, Zauberformeln usw.) die ich hier jetzt nicht näher erwähnen möchte um den Rahmen nicht zu sprengen. Dennoch ist der Vergleich mit ELDRITCH HORROR hier durchaus angebracht da es vor allem ja auch im selben Universum spielt. Nur das wir uns hier eben nicht auf einer Weltkarte sondern in einer Villa bewegen. Und ähnlich wie bei WINTER DER TOTEN kann es auch hier Mitspieler geben die unerkannt versuchen die Gruppe zu hintergehen.


VERLAUF UNSERER PARTIE / EINDRUCK

Da ich dieses Spiel während meines Urlaubs zu Hause hatte, war genügend Zeit für einige Partien und so habe ich Szenario 1 insgesamt 5 x und Szenario 2 immerhin 4 x spielen können. Und dies entweder solo, zu dritt oder zu viert. Was mich von Beginn an so fasziniert hat war die Atmosphäre die von VILLEN DES WAHNSINNS ausging. Ich bin ja schon ein großer Fan von ELDRITCH HORROR und dem ARKHAM HORROR KARTENSPIEL. Viele Dinge findet man hier natürlich wieder und man könnte sich fragen ob man dann diese Version überhaupt noch braucht. Eine stimmige Atmosphäre kann man bei den anderen beiden Vertretern durch entsprechende Begleitmusik auch erschaffen. Hier übernimmt dies die App mit einer düsteren Hintergundvertonung.

Während man bei den Unplugged-Versionen aber eher gegen ein starres System anspielt (die Varianz der Partien ergibt sich eher durch die Vielzahl an Kartenereignissen die man ziehen kann bzw. in welcher Reihenfolge man die Aufgaben angeht), sorgt hier der elektronische Assistent für die Abwechslung und nach meinem Eindruck auch dafür, dass es immer spannend ausgeht. Denn der Ablauf eines Falls war gefühlt doch immer etwas unterschiedlich. So startet man einmal in der Empfangshalle der Villa aber auch schon mal in einem Flur des Anwesens. Auch die Zimmer der Villa sind nicht unbedingt immer gleich angeordnet. Sicherlich läuft es in Summe immer auf das selbe Ziel hinaus, dennoch erzeugt dies doch einen gewissen Wiederspielreiz auch wenn man den Fall einmal gelöst hat.

Immer mehr Räume der Villa werden erforscht...

Zudem hatte ich den Eindruck, dass die App auch regulierend reagiert. Soll heißen wenn die Gruppe eh schon ziemlich im Verzug ist und nur wenig Glück beim Würfeln hatte, gibt es öfter auch schon mal Ereignisse die eher harmlos sind. Dies ist allerdings nur ein Bauchgefühl und kann von mir nicht belegt werden. Zumindest aber waren bisher alle Partien (egal ob gewonnen oder verloren) sehr eng und es war bis zum Ende spannend. Und das sehe ich vorwiegend positiv. Auch der Ausgang eines Szenarios kann sehr unterschiedlich laufen. Natürlich ist das Ziel immer gleich, aber der Weg dorthin kann durchaus mehrere Abzweigungen anbieten.

So hatten sowohl meine beiden Kinder (8 + 14 Jahre) als auch unsere Vielspieler viel Spaß mit  VILLEN DES WAHNSINNS. Der anscheinend größte Kritikpunkt hat dann wohl auch mit dem Zustand "wahnsinnig" zu tun. Denn natürlich kann es ganz schön brutal sein wenn man erst Stunden zusammen spielt und dann plötzlich jemand gegen die Gruppe spielt und diese alt aussehen lässt. Bei uns haben wir allerdings bisher nur Karten erwischt wo derjenige bestimmte Gegenstände in seinen Besitz bringen musste um mit gewinnen zu können. Da man aber nicht weiß was derjenige da im Schilde führt, gepaart mit dem Wissen das es Karten gibt die einen gegen das Team spielen lassen, sorgt dann natürlich wieder für eine gehörige Portion Paranoia (BATTLESTAR GALACTICA lässt grüßen). Wen dies stört kann die Karten die einem zum Verräter machen natürlich vorher aussortieren.

Ein zweiter Kritikpunkt auf den ich bei Recherchen im WWW gestoßen bin war die Dominanz der App bzw. der Vorwurf, dass Spiel selbst wäre völlig über und man könnte es auch komplett in der App spielen. Diesen Vorwurf finde ich allerdings völlig unhaltbar und substanzlos. Natürlich kann ich mich wenn ich will komplett durch ein Abenteuer klicken. Aber die ganzen Gegenstände und Zustände etc. werden immer noch über die Karten und Spieler verwaltet und diese sind nicht durch die App zu ersetzen. Zumal man auf dem Bildschirm ja auch gar nicht sieht wo sich ein Ermittler befindet. Sie hat alleine den Zweck die Zufallselemente zu koordinieren und den Aufbau des Spielplans vorzugeben. Auch die Monster müssen nicht wie sonst üblich mit zig Schadensmarker durch die Gegen geschoben werden. Auch dies wird schön elektronisch verwaltet und erleichtert damit erheblich den Spielablauf. Allerdings wiederholen sich auch irgendwann mal die Texte (vor allem bei Angriffen) und man liest irgendwann nur noch welche Probe man mit welchem Wert bestehen muss. 

Szenario 2 hat es schon ganz schön in sich...
 
Der Schwierigkeitsgrad der Szenarien ist auch gut gewählt. Das erste Abenteuer (Stufe 2) haben wir in 4 von 5 Fällen gewonnen. Beim zweiten Fall (Stufe 4) sah es schon ganz anders aus. Hier wird der Spielort von einer Villa auf ein Hotel mit Hafenviertel verlegt und entsprechend komplexer und aufwendiger ist hier die Lösung. Hier sind wir 3 x gescheitert und nur einmal konnten zumindest 2 von uns 4 Spielern erfolgreich entkommen. Dazu kommen noch zwei weitere kostenlose Szenarien und einige zu denen man Materialien aus dem Netz runterladen kann oder eben auch kostenpflichtige Addons. Und damit  kommen wir dann auch zu meinem einzigen negativen Aspekt - dem Preis! 80-100 EUR für das Grundspiel und ca. 50 EUR für Erweiterungen sind für mich persönlich einfach zu viel Geld um es mir selbst zuzulegen. Bei 50-60 EUR für das Grundspiel und ca. 30 EUR für die Eweiterungen wäre ich wohl dabei. So aber hoffe ich höchstens bei der nächsten Messe auf einen Big-Deal bei den Heidelbergern ;-) 



Mögen die Karten/Würfel mit Euch sein!