Grippewelle in Mittelerde, auf nach Westeros ...

Spiel:	Game of Thrones / Der eiserne Thron - Das Kartenspiel
Autor:	Eric M. Lang, Christian T. Petersen, Nate French
Verlag:	Heidelberger
Jahr:	2012
Spieler:	2-4
Spieldauer:	90-120 Minuten
Merkmale:	LCG, kompetitiv, Deckbau, Machtkämpfe
Mitspieler:	Christopher, Michael

Da die Grippewelle und andere äußere Umstände unsere Runde kurzfristig auf 2 Spieler dezimierte, haben wir uns mal an ein anderes LCG (Living Card Game) aus dem Hause Heidelberger gewagt. Nach den letzten so harmonischen (kooperativen) Wochen sollte es nun mal wieder in ein Duell 1 gegen 1 gehen. Doch zwischen uns und dem Spielspaß standen noch die Spielregeln ...

 

SPIELBERICHT 

 

Bereits in der Woche hatte ich mir die Regeln mal angesehen und war eigentlich auch guter Dinge dieses Spiel relativ problemlos erklären zu können. Und so konnten wir auch recht zügig ins Spiel starten. Jede Runde 1 Strategiekarte aussuchen und ausspielen, Karten nachziehen, Einkommen berechnen, Karten durch Bezahlung dieser ins Spiel bringen, Angriffe zwischen den Spielern abhandeln und am Ende der Runde alle benutzen Karten wieder spielbereit machen, angesammelte Reichtümer wieder abgeben um jungfräulich in die neue Runde zu starten. Eigentlich nicht schwer 

- EIGENTLICH -

Denn eigentlich hätte mich in der kurzen Vorbereitungszeit auf dieses Spiel stutzig machen sollen, dass die offizielle Errata und FAQ schon 31(!) Seiten umfasste und damit länger war als die eigentliche Spielregel. (Kurze Erläuterung für die Wenigspieler: FAQ = Frequently Asked Questions = Häufig gestellte Fragen gibt es zu vielen Spielen, da die Regeln nicht immer eindeutig sind und viele Spieler vor allem im Internet auf der Suche nach der Beantwortung dieser sind. Die Verlage bringen dann oft diese FAQ's heraus um die Unklarheiten zu beantworten).

So dauerte es nicht lange bevor die ersten Fragen aufkamen, deren Beantwortung auch mit diesen FAQ's und dem Internet nur schwer zu vollbringen waren. So oder so hemmte dies den Spielfluss deutlich und es ist schon erstaunlich welche Problematiken sich aus den einzelnen Karteneffekten ergeben können. So ist es z.B. auch nicht unerheblich, ob ich eine Karte, die ich in meiner Ausspielphase gespielt habe und mir Ermäßigungen auf das Ausspielen weiterer Karten bringt, sofort nutzen kann um weitere Karten günstiger auszuspielen etc.

Vor allem in dieser so genannten Aufmarschphase war nicht eindeutig zu ermitteln wie der Ablauf zu sein hat. Und das trotz zahlreicher Ablaufdiagramme die in diesen FAQ's eigentlich für Durchblick sorgen sollen. Kurzum, man einigt sich auf eine Interpretation der Regeln und spielt es so weiter. Es bleibt aber immer die Ungewissheit es evtl. nicht so zu spielen wie es der/die Autor(en) gedacht hatte. Ein Umstand mit dem sich vor allem Vielspieler nur schwer arrangieren können...

Doch zum eigentlich Spiel. Bei diesem LCG kann man zu zweit im direkten Duell gegeneinander antreten, aber auch und das macht es für mich so interessant, zu dritt oder zu viert spielen. In diesem Fall wurde es ein Duell zwischen Christopher (Haus Baratheon) und mir (Haus Lannister). Jedes der vier im Grundspiel enthaltenen Häuser hat seine Besonderheiten und in unserem Fall schien das Lannister-Deck vor allem in Sachen Intrige und Beeinflussung der Gegner gut zu sein. Baratheon setzte eher auf den Ruhm in der Schlacht und konnte hier eifrig Machtpunkte sammeln.

Genau um diese Machtpunkte geht es in diesem Spiel. Hat jemand davon 15 gesammelt ist die Partie vorbei. Meistens bekommt man diese durch Angriffe die man in drei verschiedenen Bereichen starten kann. Bei roten Angriffen (Militärschlag) kann man dem Gegner Charaktere töten, bei den grünen Attacken (Intrige) geht es vorwiegend darum dem Gegenspieler die Handkarten zu reduzieren und bei den blauen Duellen (Machtkampf) geht es direkt um die begehrten Machtpunkte.

Christopher's Deck war vor allem im roten Bereich stark und hatte damit eigentlich immer mehr Charaktere ausliegen als ich. In meinem Stapel tummelten sich eher Karten wie das Freudenhaus, welches immer einen Charakter des Gegners so beschäftigt, dass dieser vor lauter Wollust das Kämpfen vergisst. Letztendlich hatte aber Christopher mit 18:11 Punkten die Nase vorn und es bleib ein zwiespältiges Gefühl zurück.  

ERSTER EINDRUCK

Es bleibt zumindest bei mir der Eindruck, dass es sich hier um ein richtig interessantes Spiel handeln könnte. Doch in diesem Fall wäre es sehr viel wert einen Spieler zu haben der sich zu 100% mit dem Spiel auskennt und einem bei der ersten Partie begleitet. Denn die Fragen vor allem zum Timing beim Ausspielen und Nutzen der Karten kommen automatisch irgendwann. Natürlich wird es auch hier wieder Spezialisten geben die überhaupt nicht verstehen können, dass man die eine oder andere Regel überhaupt in Frage stellt und die doch für eindeutig geklärt ansieht.

Doch da wir weder sehr unerfahren sind und uns auch nicht als unterdurchschnittlich intelligent ansehen, sehen wir hier doch erhebliche Probleme bei den Spielregeln. Die weiter oben bereits genannte 31-seitige Regelklarstellung scheint dies auch deutlich zu unterstreichen. Somit werde ich nach dieser ersten richtigen Partie aber noch mal die Regeln durchwälzen und mich in diversen Foren umhören. Denn die Idee des Spiels hat mich schon irgendwie gepackt und ich will zumindest noch mal einen zweiten Versuch starten um zu sehen ob es dann besser läuft.

Ob dieses Spiel dies verdient wird sich dann zeigen. Aber wie bei so vielen anderen Dingen im Leben auch, hat auch dieses Produkt eine zweite Chance verdient. Unter diesen Aspekten habe ich aber eher Zweifel ob es etwas für Familien oder Leute ist die lediglich aufgrund der bekannten Fernsehserie zu diesem Spiel greifen. Doch auch hier kann man sich schnell täuschen. Denn oftmals machen sich solche Spieler viel weniger Gedanken und gehen viel intuitiver an solche Regelfragen bzw. stellen sie erst gar nicht. Was nicht verkehrt sein muss...

Mögen die Würfel/Karten mit Euch sein!