Donnerstag, 1. Oktober 2015

Schmackhafter Zeitstrudel mit gewöhnlicher Würfelprobenbeilage

Spiel: Time Stories
Autor: Manuel Rozoy
Verlag: Space Cowboys
Jahr: 2015
Spieler: 2-4
Spieldauer: 60 -90 Minuten pro Durchlauf
Merkmale: Rätsel, Abenteuer, Zeitreisen, Kooperativ
Mitspieler: Christopher, Gregor, Michael   


Eine absolute Neuheit stand am vergangenen Freitag auf dem Spiele-Speise-Plan. Und der Vergleich mit einem leckeren Essen ist hier gar nicht mal so schlecht, denn ähnlich wie ein leckeres Gericht, sollte man dieses Spiel mit Bedacht genießen und nicht alles auf einmal herunterschlingen. Ist es nämlich erst einmal aufgegessen, ist es vorbei mit dem Genuss. Dieses Spiel will/muss Häppchenweise verzehrt werden. Denn spielen (zumindest so richtig mit Genuss) kann man es nur einmal (weshalb ich hier auch versuche möglichst nichts zu spoilern/verraten)!  

WORUM GEHT ES?

Dies ist das riskante aber auch mutige Konzept dieses neuen Spiels. Bei Time Stories tritt man als Team von Zeitagenten an, um einen drohenden Riss im Raum-Zeit-Kontinuum zu verhindern. Dazu schickt uns die Time Ageny zum  Ort des Geschehens, um die Umstände eines möglichen Sabotage-Aktes aufzuklären. In diesem Fall in eine Nervenheilanstalt der 1920er-Jahre in Paris. Dabei erhält jeder Agent eine Spielfigur und schlüpft in einen der Insassen der Anstalt, indem er seinen Körper als Wirt übernimmt - mit allen seinen Macken und Stärken.

Nachdem die Agency uns in das Jahr 1921 befördert hat, landen wir dort im Aufenthaltsraum der Klinik. Hier beginnt das Abenteuer jedes mal aufs Neue. Denn jeder Sprung in die Vergangenheit (auch Durchlauf genannt) ist zeitlich begrenzt. Man hat also nur ein bestimmtes Zeitfenster um Informationen und Erkundigungen einzuholen. Ist diese Zeit aufgebraucht (bei 3 Spielern sind es z.B. 30 Zeiteinheiten) werden wir wieder zurück in Gegenwart geholt und müssen einen neuen Durchlauf starten, wenn wir die Mission noch nicht abgeschlossen haben.

Dumm nur, dass einige Dinge, die wir in der Vergangenheit bereits erledigt hatten, nun wieder weg sind und man fast von vorne anfangen muss. Zumindest weiß man nun aber schon einmal wo es was Interessantes zu finden gibt bzw. welche Wege sich lohnen und welche evtl. nicht. Mit jedem Durchlauf geht das Team also zielgerichteter vor und kommt der Lösung des Falls (hoffentlich) näher. Man tastet sich quasi Stück für Stück an das Ziel heran.



Ist man also im Aufenthaltsraum der Anstalt angekommen, gilt es zu beraten wohin man gehen möchte bzw. was als nächstes zu tun ist. Der Ort an dem sich die Agenten befinden besteht in der Regel aus diversen Karten, die auf der Vorderseite einen Teil des Ortes anzeigen (z.B. einen Schrank) und zusammengelegt ein Panaromabild ergeben. Die Spieler könnten sich nun entscheiden einige Karten genauer (deren Rückseite) anzusehen. Dort können Hinweise (Informationen, Bilder) oder auch Würfelproben oder Fallen zu finden sein. Wollen die Agenten sich Karten anschauen, verbraucht der Weg zu diesen Karten meistens 1 Zeiteinheit (ZE). Eventuelle Würfelproben benötigen weitere ZE, womit das Zeitkonto schnell dahin schmilzt.

Hat man an einem Ort genug gesehen, kann man diesen auch wechseln. Auf einem Lageplan ist zu erkennen welche Räume/Orte wir bereits kennen und wohin wir uns bewegen können. Solch ein Ortswechsel kostet zwischen 1-3 ZE und beinhaltet wiederum einige Karten die man erkunden kann. Sind alle ZE aufgebraucht oder alle Charaktere haben das Zeitliche gesegnet erfolgt der Rücksprung in die Gegenwart und wieder war ein Durchlauf erfolglos. Das ganze Szenario in möglichst wenig Durchläufen zu schaffen ist also das Ziel dieses außergewöhnlichen Spiels.
  


VERLAUF UNSERER PARTIE

Das Besondere und gleichzeitig auch das Problem dieses Spiels ist es, dass man vor Beginn so wenig Vorwissen haben sollte wie möglich. Denn jedes Detail welches ich nicht im Spiel, sondern durch Diskussionen, Reviews oder Besprechungen im Internet entdeckt habe, trübt den Spaß an der späteren Partie. Daher werde ich hier auch nicht viel dazu schreiben wie wir vorgegangen sind und was wir dabei erlebt haben. Nur das wir eigentlich vor hatten nur einen Durchlauf zu spielen, um zu schauen ob dieses Spiel etwas für uns sein könnte und ob wir es durchziehen werden. Die Tatsache, dass wir nach dem ersten gescheiterten Durchlauf sofort den zweiten begonnen haben zeigt, dass wir dieses Spiel auch an den folgenden Terminen, an denen nicht das Herr der Ringe LCG auf dem Programm steht, fortsetzen werden um das Rätsel um die Nervenheilanstalt aufzuklären. Die ersten beiden Durchläufe haben wir vorwiegend genutzt um möglichst viele Informationen zu sammeln und Orte zu entdecken. Beim nächsten mal soll es dann mehr an die Lösung des Rätsels gehen.



FAZIT

 

Tja, eigentlich fällt es schwer solch ein Spiel nach nur zwei Durchläufen zu bewerten. Eines kann ich aber für mich auf jeden Fall schon mal sagen. Die Idee und das Konzept hinter Time Stories finde ich super interessant und selten war ich auf eine Fortsetzung einer Partie so gespannt wie hier. Man fühlt sich ein wenig an die alten PC-Spiele zurück erinnert, in denen man Räume durchsuchen musste indem man auf irgendwelche Gegenstände klickte und schaute was passiert. Diese Art von Point & Click mit einer kleinen Prise Rollenspiel (man darf die Infos auf den Rückseiten der Karten den anderen Spielern nicht zeigen, sondern man muss sie mit eigenen Worten wiedergeben) garniert mit eher handwerklich soliden Würfelproben ergibt ein Menü, welches mich zumindest zum erneuten Zugreifen animiert.

 

Natürlich steht dem der klare Vorwurf gegenüber, dass man dieses Spiel wohl nur einmal und dann auch nur immer in der gleichen Besetzung spielen kann. Dem kann man auch einfach nicht widersprechen. Das ist so - und das lässt sich auch nicht ändern - Punkt! 

 

Aber ist das schlimm?

 

Das wird ganz stark davon abhängen wie sich dieser Fall entwickelt und welche Überraschungen er noch bereit hält. Ähnlich wie bei einem Film von dem man erst nur die ersten Minuten gesehen hat die einen neugierig machen. Kommt dann aber nichts mehr was den Spannungsbogen aufrecht erhält oder eine unerwartete Pointe, dann kann so etwas auch schnell zur Enttäuschung werden. Und hat man einen Film einmal gesehen, gibt es nur selten Gründe ihn sich ein zweites mal anzuschauen. 

 

Um aber nun wieder auf das Spiel zurück zu kommen - wenn mich ein Spiel ca. 8-10 Stunden unterhalten konnte, dann würde ich mich schwer damit tun von einem Flop zu sprechen. Denn wenn man mal ehrlich zu sich selbst ist, spielt man viele Spiele selten öfter bzw. länger als 10 Stunden. Viele Exemplare die rund 60 Minuten dauern schaffen es eher selten 10 x auf den Tisch. Und verglichen zu einem Kinofilm, für den ich auch schon an die 8 EUR bezahle um mich ca. 2 Stunden berieseln zu lassen, sind 38 EUR für in Spiel welches 3-4 Personen 10 Stunden unterhalten kann kein schlechter Gegenwert. Dazu kommt noch, dass zu diesem Spielsystem immer wieder neue Szenarien/Abenteuer erscheinen werden. Ein weiteres ist bereits erhältlich und spielt wohl in den 1990er Jahren (Thema: Seuche, Zombies), weitere werden in festen Abständen zum Preis von ca. 20 EUR folgen.

 

Ich finde es sehr interessant und kann wie schon gesagt den nächsten Abend mit diesem Spiel nur schwer abwarten. Um dann aber mehr zu dem Spielverlauf schreiben zu können, werde ich mich wohl mal mit der Spoiler-Funktion in diesem Blogger auseinander setzen müssen (wenn es eine gibt) ...

 



In meiner eigenen Bewertungskategorie landet dieses Spiel (vorerst) in Kategorie:

2 - Klasse Spiel, muss ich haben!
  
Mögen die Würfel/Karten mit Euch sein!