Dienstag, 2. August 2016

[APPseits] Pokemon Go



Mir ist bewusst, dass ich mich mit diesem Posting auf dünnes Eis begebe. Ich möchte auch nicht einfach nur von dem großen Hype um dieses Smartphone-Spiel profitieren. Nein, ich schreibe hier darüber weil ich tatsächlich Gefallen an diesem Zeitvertreib gefunden habe und hier mal beide Seitden der Medaille beleuchten möchte. Zum Einen die der Kritiker, aber auch die der Fans dieser App...


MEIN WEG ZU POKEMON GO UND WIE ES FUNKTIONIERT

Sich diesem Hype um diese App zu entziehen war ja fast unmöglich. In allen Medien wurde über die digitale Jagd nach den Taschenmonster (Pokemon = Pocket Monster) berichtet und es gab kaum Chancen sich diesem zu entziehen (außer bei völliger medialer Abstinenz). Dies kann aus meiner Sicht zu zweierlei Effekten führen. Entweder man wird neugierig oder ist genervt davon. Da ich vor allem mit meinem Sohn auch Fan des Kartenspiels war, gehörten wir beinahe schon zwangsläufig zu der ersten Gruppe. Zudem bin ich auch Geocacher und habe ebenfalls mal kurzzeitig INGRESS gespielt. Ein Spiel in dem man sich einem Team anschließt und versucht Portale, die sich ebenfalls virtuell an bestimmten Plätzen befinden, einzunehmen bzw. zu erobern.

Und genau diese beiden "Spiele" verbindet Pokemon Go bzw. haucht ihnen neues Leben ein. Denn wie beim Geocaching zeigt die App eine Landkarte der Gegend in der ich mich befinde und bewege mich per GPS-Signal über eben diese. Beim Geocaching ist das Ziel des Weges quasi festgelegt. Nämlich der Fundort der Caches. Der muss dann nur wie bei einem Navi im Auto "angesteuert" und dann noch das Versteck gefunden werden.  Bei POKEMON GO ist sozusagen der Weg das Ziel. Denn hier läuft man eigentlich mehr oder weniger wahllos durch die Gegend und trifft nach einem Zufallsprinzip an der einen oder anderen Stelle auf die kleinen Wesen die es zu fangen gilt.


Kleine Hinweise wo sich eines befinden könnte gibt es nur in Form von kleinen Blätterhaufen die auf dem Display immer wieder mal herumrascheln. Ansonsten bilden die zahlreichen Pokestops (sind meistens an Sehenswürdigkeiten oder anderen markanten Punkten zu finden) eine Art Ziel oder Orientierung. An diesen Stellen kann man nämlich nützliche Items für die Jagd abstauben. Vor allem wären dies Pokebälle die man auf die Monster werfen muss um sie zu fangen. Dazu gibt es auch noch Heiltränke (für Kämpfe) oder Eier die man ausbrüten kann indem man sie eine bestimmte Kilometeranzahl mit sich trägt (natürlich nur virtuell).

All dies soll dazu motivieren möglichst viel draußen herum zu laufen. Auch der Sammelinstikt wird dabei angesprochen. Denn schnell erwacht der Ehrgeiz immer wieder neue Pokemon zu fangen die man bisher nicht in seiner Sammlung hatte. Dabei sind die Viecher in bestimmte Kategorien eingeteilt wie z.B. Wasser, Feuer, Pflanzen, Käfer oder Elektro. Da passt es ganz gut, dass Wasser-Pokemon auch vorwiegend an Gewässern zu finden sind und Käfer-Pokemon eher in Wäldern etc. Gerade am Anfang fängt man natürlich auch oft viele neue Arten während dann aber schnell klar wird, dass bestimmte Pokemon deutlich öfter zu finden sind. Bei mir sind es vor allem Taubsi's (Flug), Hornliu's (Käfer) und Rattfratze (Normal).


Doch auch das Sammeln gleicher Wesen lohnt sich. Denn für jedes gefangene Pokemon erhält man Bonbons der entsprechenden Art und für eine gewisse Anzahl davon kann man seine digitalen Haustiere dann aufleveln. Das macht sie stärker und zugleich steigert man seine eigenen Erfahrungspunkte. Diese wiederum benötigt man um seinen eigenen Level zu erhöhen. Denn je höher mein eigener Level ist desto wertvollere Pokemon und Items finde ich auf meinen Streifzügen. Ab Level 5 ist es dann auch möglich an Kämpfen in den Arenen teilzunehmen. Hier werden dann wieder Elemente aus dem Kartenspiel aufgegriffen.

Beim ersten Betreten einer Arena (oftmals an Kirchen zu finden) muss man sich eines von drei Teams anschließen die es weltweit gibt (rot, blau oder gelb). Diese Arenen kann man dann für sein Team erobern oder unterstützen wenn das eigene Team hier bereits die Oberhand hat. Leider hatte ich bisher noch keine Muße mich damit auseinander zu setzen und habe mich auf das Sammeln und Entwickeln beschränkt. Daher kann ich zu diesem Aspekt nicht viel sagen. Außer das jedes Monster auch spezifische Attacken hat. Dabei spielt der Pokemon-Typ eine wichtige Rolle. So haben z.B. Wasser-Pokemon-Angriffe mehr Erfolg wenn der Gegner ein Feuer-Pokemon ist usw.

Auf diese Weise versucht man dann eine möglichst wertvolle und vollständige Sammlung an Taschenmonstern zusammen zu bekommen. Zwischendurch gibt es immer wieder Belohnungen wenn man einen Level aufsteigt oder besondere Ziele erreicht hat. Dies schafft immer wieder neue Motivation und hält den Reiz hoch.


TECHNISCHE PROBLEME

Da die App kostenlos ist wollte ich es natürlich dann auch mal ausprobieren und lud es mir auf mein iPhone 4S (ja ich weiß ...).

Hier hatte ich dann auch schon die ersten Befürchtungen. Laut Angaben im iTunes-App Store schränkte nur das iOS (ab 8.0) die Verwendung der App ein. Nachdem ich aber auch nach 20 Versuchen keine Verbindung zu den Pokemon Go-Servern zu Stande bekam, zweifelte ich schon ob meine Hardware geeignet wäre. Zusätzliche Infos im Internet, wonach es erst ab dem iPhone 5 funktionieren soll, bestätigten meine Befürchtung.

Nach einigen Tagen und mehrmaligen Versuchen klappte es dann aber doch und ich konnte mein Konto anlegen und erstmalig in diese quasi virtuelle Parallelwelt eintauchen. Das Start-Pokemon war mit Bisasam schnell ausgesucht (beim Kartenspiel war dieses auch einens meiner wichtigsten Pokemon). Nun sollte es also los gehen und die Umgebung wollte erforscht werden. Doch die Einführung in dieses Spiel fiel mehr als spärlich aus und so richtig wusste ich zunächst gar nicht was ich tun sollte. Zudem stürzte die App auch immer wieder nach nur 1-2 Minuten ab.

So stand ich dann auch kurz davor dieses Experiment als gescheitert zu beenden. Es folgten dann aber doch einige Recherchen und Tipps im Internet die mich noch mal einen Anlauf wagen ließen. Und tatsächlich lief es nun etwas flüssiger. Die ersten Pokemon waren gefangen und nun ging es raus zum ersten Pokestop. Schnell wuchs der Ehrgeiz und da nun auch die App immer stabiler lief (warum auch immer, Updates?) wurde das Spiel fortgesetzt.

POSITIVE vs. NEGATIVE ASPEKTE

Nebenbei bekommt man aber auch die ganzen Diskussionen über dieses Spiel mit und da man selbst auch zwei Kinder hat, überlegt man sich schon gut wie man damit umgeht. Vorwiegend bekommt man aus der Umwelt eher negative Schwingungen zu spüren. Das geht beinahe schon so weit, dass man das Gefühl bekommt man müsse sich rechtfertigen wenn man draußen herum läuft und dabei seinen Blick Richtung Samrtphonedisplay richtet. Selbst Leute die eigentlich "nur" eine Whatsapp schrieben, wurden auf offener Straße "angemacht" bzw. angesprochen ob sie auch zu diesen "Spinnern" gehören die dieses komische Spiel spielen würden.

Doch woher kommt diese negative Einstellung?

Leute die fast schon zombiehaft nur noch auf ihr Gerät starren gab es ja auch schon vor Pokemon Go. Oder auch andere Spiele wie AGENT X (Echte Menschen die in Scotland Yard - Manier sich durch eine Stadt jagen) haben dieses Verhalten gefördert. Doch sicherlich trat es bisher noch nicht in solchen Massen auf wie jetzt bei diesem Spiel. Es mutet schon befremdlich an wenn einem auf dem abendlichen Spaziergang mit dem Hund plötzlich jede Menge (vor allem junge) Mitmenschen entgegen kommen, auf Wegen die vorher fast verlassen waren. Dabei immer den Blick Richtung Mobiltelefon gewandt. Dies wirkt in der Tat befremdlich und vor allem in dieser Anzahl.

Auch die Tatsache, dass Erfinder Nintendo bzw. Hersteller Niantic Labs diese App nicht zur Verfügung gestellt hat um vielen Leuten Spaß zu bereiten, sondern damit möglichst viel Geld zu verdienen ist zwar normal aber auch diskussionwürdig. Denn wie so oft kommt diese App als kostenlose Software erst einmal sehr verlockend daher. Im Spiel selbst gibt es dann aber genügend Möglichkeiten für echtes Geld das eine oder andere Item dazu zu kaufen. Das betrifft vor allem die Spieler die möglichst schnell voran kommen wollen. Andererseits muss man aber auch sagen, dass man hier viel und lange Spaß haben kann ohne einen Cent auszugeben. Ich persönlich habe zumindest noch kein Geld dafür ausgegeben und habe es auch zukünftig nicht vor.

FAZIT

Es bleibt auch abzuwarten wie lange dieser Boom anhalten wird. Gerade jetzt im Sommer haben natürlich alle Spaß daran sich ins Freie auf die "Jagd" zu begeben. Doch spätestens im Winter wird man sehen ob der Andrang nicht ebenso stark nachlassen wird wie er begonnen hat. Ich möchte hier auch sicherlich nicht alles schön reden. Wie bei so vielen Dingen die Leute erst einmal richtig fesseln ist immer auch die Frage des Umfangs zu beachten. Wenn man tagelang nur noch damit verbringt in die virtuelle Welt einzutauchen ist dies natürlich genau so bedenklich wie bei PC-Spielen, wo die Kids (oder auch Erwachsene) nur noch vor dem Monitor hängen und wochenlang kein Tageslicht sehen.

Aber genau hier ist auch ein immenser Unterschied. Was die Gamer zu Hause vor ihrem PC oder der Spielekonsole treiben bekommt man normalerweise nicht mit. Bei POKEMON GO hingegen wird jedem offensichtlich welchem Hobby/Spiel hier nachgegangen wird. Da viele das aber nicht einordnen können macht es ihnen vielleicht auch Angst und sorgt daher für Wut über dieses "schreckliche" Spiel. Mir persönlich fehlt dabei allerdings das Verständnis wenn sich jemand lauthals über die ganzen Leute echauffiert die dieses behämmerte Pokemon-Spiel spielen und danach nach Hause zu gehen und sich die neueste Folge vom Dschungelcamp anzuschauen.

In einer für viele idealen Welt wäre es sicherlich am besten Kinder würden sich einfach mit der Natur beschäftigen ohne technischer Hilfsmittel und virtuellen Realitäten (schließlich hatten wir in den 80ern so was ja auch nicht und hatten unseren Spaß). Aber es ist eben auch das Jahr 2016 und so ganz kommt an den technischen Entwicklungen eben nicht vorbei. Und da ist es mir immer noch lieber meine Jungs sind zumindest motiviert sich nach draußen zu begeben, als wenn sie stundenlang vor der Glotze hängen. Wie so oft ist es eben auch wichtig wie man als Eltern damit umgeht. Man sollte dem Nachwuchs eventuell auch dabei helfen die Risiken zu verstehen und aufzuzeigen wo die Grenzen sind.

Ich würde es zum Beispiel nicht billigen wenn diese Jagd auch auf Friedhöfen oder anderen unpassenden Orten stattfinden würde. Hier ist Aufklärung und Beobachtung wichtig. Auch das Zusammentreffen mit anderen Gleichgesinnten an den Pokestops (wo man schon mal auf größere Gruppen trifft) bergen Gefahren und Chancen gleichermaßen. Nicht jeder muss einem ja freundlich gesonnen sein. Aber bisher hatten wir hier nur positive Erfahrungen sammeln können. Die Community erwies sich bisher als sehr kommunikativ und hilfsbereit. Von den typischen Jugendlichen über Kids bis hin zu Familien und älteren Ehepaaren waren auch schon sehr unterschiedliche Treffen dabei. Ich halte es daher so, dieses Spiel nur auf meinem Gerät zu installieren und zusammen mit meinen Jungs loszuziehen. Sicherlich aber auch nicht ohne eine Prise Eigennutz...


Mögen die Karten/Würfel mit Euch sein!